In jüngerer Zeit gefallen DEEP PURPLE spielerisch verschmitzte Plattentitel, doch "Whoosh!" reiht sich nicht nur in dieser Hinsicht stimmig hinter seinen Vorgängern "inFinite" (2017) und "NOW What?!" (2013) ein. Ian Gillan, Roger Glover, Ian Paice, Steve Morse und Don Airey waren zuletzt auf dem Tonträgermarkt so erfolgreich wie seit 1984 nicht mehr - warum also großartig etwas ändern, zumal die Band sowieso praktisch Narrenfreiheit genießt?
"Whoosh!" markiert eine logische Gratwanderung zwischen bewährten Songwriting, um dem sagenhaften Vermächtnis der "Purps" Rechnung zu tragen, sowie gegenwartsrelevanten Inhalten, die Sänger Gillan vielleicht so nahe am Herzen liegen wie womöglich nie zuvor in der Historie der Gruppe.
Das dritte mit Starproduzent Bob Ezrin realisierte Werk entstand in Nashville, und wer sich vor diesem Hintergrund immer noch daran stört, dass die Band irgendwie zu "amerikanisch" klänge, ist angesichts ihrer bestechenden Qualität offensichtlich taub, wobei bereits vor der Jahrtausendwende eine stete Sound-Modernisierung bemerkbar war.
Unabhängig davon sind die Herren mit ihrem stilistisch gewohnt recht breit aufgefächerten Zeug immer noch für unverhoffte Schlenker gut, womit nicht nur das orchestrale Unterfutter gleich im eröffnenden Shuffle 'Throw My Bones' und der knallharte, richtiggehend rasante Honkey Tonk 'What The What' ('Highway Star' mit Polohemd?) gemeint sind.
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In 'The Long Way Round' wiederum vermitteln DEEP PURPLE eine Aufbruchsstimmung, die man auch einigen jüngeren Semestern wünschen würde, wohingegen 'Remission Possible' und 'No Need To Shout' einen düsteren Zauber versprühen, als hätte sich Orgel-Meister Airey auf seine späten Tage hin noch dem Leibhaftigen verschrieben. Das "stop and go"-Finale 'Dancing In My Sleep' schließt letztlich mit abermals sinfonischer Anmutung eine Klammer, deren Inhalt in puncto Komposition, Spontaneität und Dramatik eine stete Aufwärtskurve beschreibt, statt wie bei Studioalben meistens eine Glockenform abzubilden.
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Insofern ist der Rückzug der Gruppe von mehrfachen Andeutungen eines endgültigen Rückzugs vom internationalen Musikparkett ein unzweifelhafter Gewinn für den gegenwärtigen Musikbetrieb, und man wünscht sich, die Band würde uns noch ein paar Jahr(zehnt)e erhalten bleiben!
FAZIT: Das 21. DEEP PURPLE Studioalbum hat alles, was man von einem würdevollen Alterswerk erwartet - und mehr, denn so abenteuerlustig, wie die Veteranen 2020 wirken, waren sie zuletzt bei Steve Morses Einstieg auf "Purpendicular" Ende der 1990er, während mindestens die Hälfte des enthaltenen Materials jugendlich frisch unter der Patina des Altehrwürdigen glänzt. Vertraute und überraschende Klänge befinden sich auf einer LP - zumal von solcher Länge wie im Fall von "Whoosh!" - selten in einem derart ausgewogenen Gleichgewicht. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/468391b7830242d1b830e2f79b0f30f6" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.07.2020
earMusic / Edel
51:29
07.08.2020