Bandname und Albumcover laden nicht unbedingt zum Hören ein, doch, einem Tipp aus Schweden folgend, sperre ich trotzdem die Lauscher auf und staune ich nicht schlecht über die Qualität der ersten DEERSLAYER-EP. Auch wenn das Quintett aus Årjäng sicher kein Patent auf die Mixtur von 75% Doom Metal, 20% Stoner Rock und 5% "Occvlt" Rock anmelden kann, dröhnen die vier Lieder mächtig ohrenschmeichlerisch aus den Boxen und verbreiten bei Genre-Fans gute Laune. Mit Amanda Nerstrand Andersson kann die Band zudem eine Sängerin vorweisen, deren Darbietung einfach stark ist.
Der Bass knarzt, der Groove ist satt, der Sound ein ständiger Kniefall vor Sabbath und Gefolgschaft, während Frau Andersson singt, als würde sie von morgens bis abends wenig anderes machen. "Luminescence" ist ein bockstarker Opener, der auf jedem Konzert zum Mitwippen bis gemächlichen Headbangen einladen wird, und die gegen Ende des Songs nicht nur riffenden Gitarren bewirken Abwechslung innerhalb enger Genre-Grenzen. "Behind The Veil" schlägt kompetent in eine ähnliche Kerbe, dieses Mal stehen jedoch eher Count Raven Pate. Das vergleichsweise kurze "Disease" stellt wohl den "schwächsten" Song der EP dar, wirkt nicht ganz zu Ende gedacht, sondern eher nach "Schema F" gezockt, wobei auch hier die Sängerin am ehesten überzeugt. Mit dem Titelsong präsentieren die Schweden abschließend ihre atmosphärische Seite, und deuten an, dass ein zukünftiger Longplayer auf volle Distanz nicht in doomiger Monotonie baden gehen muss. Dieses Jahr bleibt es ja ohnehin bei Kopfkino, doch im selbigen kann ich mir problemlos ausmalen, dass diese Newcomer-Band auf Veranstaltungen wie dem Rock Hard Open Air oder dem Freak Valley Festival im Handumdrehen einen nicht gerade kleinen Teil des Publikums mit ihrem durchdringenden Sound auf ihre Seite ziehen könnte.
FAZIT: Zu wenig innovativ? Langweilig? Totgesagt? DEERSLAYER spotten allen Unkenrufen mit einer ebenso kurzweiligen wie souverän klingenden EP, deren größtes Manko allenfalls ist, dass die junge Doom-Band in punkto Genre-Standards absolut auf Nummer sicher geht. Das macht sie allerdings ziemlich gut und sympathisch, so dass der schärferen Konturierung des eigenen Profils nichts im Wege steht. Die nächste Veröffentlichung ziert hoffentlich ein Cover Artwork, das den Namen auch verdient.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.05.2020
Johan Lidman
Amanda Nerstrand Andersson
Robert Hagel, David Albinsson
Ketil Olsen
Bloodsoaked Records
19:39
30.04.2020