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Deftones: Ohms

Stil: Alternative Metal

Cover: Deftones: Ohms

Chino Moreno und seine Mitstreiter können „Ohms“ als musikalisches Experimentierlabor schönreden, wie sie wollen: DEFTONES‘ neue Platte bietet Altbekanntes auf gehobenem Niveau und braucht im Grunde auch gar nicht mehr als das, denn das die Modern-Metal-Vorreiter gewiefte Songwriter sind, weiß man längst.

Ihr wertvollster Posten bleibt die Stimme des Frontmanns und seine Gabe für Melodien, die berühren, während Stephen Carpenter einiger seiner bislang griffigsten Gitarrenriffs überhaupt heraushaut. Das Aushängeschild und Sprachrohr der Gruppe zeigt unterdessen überdeutlich, was für ein kleines Licht In-Flames-Jammerlappen Anders Fridén mit seinem Fetisch für DEFTONES ist, denn zwischen der Emocore-Wehleidigkeit des schwedischen Nachahmers und dem Organ des Originals (von Morens Talent für assoziationsreiche Lyrik ganz zu schweigen … liegen schlichtweg Welten - aber das nur am Rande.

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Die Mischung ist nach wie vor unschlagbar und erinnert 2020 vielleicht nicht ganz ohne Zufall an das Referenzalbum „White Pony“, mit dem sich die Band bedingt durch den 20. Jahrestag seiner Veröffentlichung kürzlich wieder eingehend befasst haben dürfte. In puncto Abriebfestigkeit liegen die Lieder ungefähr gleichauf mit „Koi No Yokan“ und deutlich über dem Vorgänger „Gore“, seien es der Titeltrack, dessen Video die Erwartungen der Hörerschaft der Amerikaner weiter schürte, aber im Vorfeld nicht unbedingt repräsentativ fürs große Ganze war, oder das epische 'Urantia', in dem auch die textliche Vielschichtigkeit der Scheibe auf den Punkt gebracht wird.

Auch wenn DEFTONES wieder ausgesprochen song-orientiert vorgehen, lassen sie sich Freiräume zum Experimentieren, was auch Morenos eingehender Beschäftigung mit den Lebenswegen entspricht, die wir mit unseren Entscheidungen, persönlichen Umfeldern und Fügungen einschlagen, ob gezwungenermaßen oder freiwillig.

Dass dann doch nicht die vertraut wirkenden Nummern die besten auf "Ohms" sind, sondern das vertrackte 'The Spell of Mathematics' und 'Ceremony' als klassischer "slow burner", der mit jedem Hörer stärker zu werden scheint, bestätigt am Ende die anhaltende Relevanz dieser Ausnahmeband.

FAZIT: DEFTONES sind 2020 prima zwischen Tradition und Aufbruchsstimmung eingenormt. "Ohms" befriedigt Alt-Fans, fesselt aber genauso mit für die Band ungewöhnlichen Ideen und wirkt dennoch nicht wie ein fauler Kompromiss, einfach weil die unverkennbaren Merkmale (Gitarrensound, Vocals, Laut-leise-Dynamik) für sich selbst stehen und sprechen. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/ce3987af024741df8beb035399c61446" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.09.2020

Tracklist

  1. Genesis
  2. Ceremony
  3. Urantia
  4. Error
  5. The Spell of Mathematics
  6. Pompeji
  7. This Link Is Dead
  8. Radiant City
  9. Headless
  10. Ohms

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Reprise / Warner

  • Spieldauer

    46:17

  • Erscheinungsdatum

    25.09.2020

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