Kreative Pressetexte sind was feines: „Das Konzert ist wie wilder Seegang auf dem Mondmeer“.
Sehr gut umschrieben, fertig ist die Rezension. Nein, nicht ganz. Denn „live at freak valley festival 2019“ beginnt verhalten, beinahe meditativ. Gut fünf Minuten lässt „Increase“ Kopf und Körper sacht kreiseln bevor das Tempo anzieht und das lange Instrumental sich zu einem rauen Stück Acid-Rock entwickelt. Erstaunlich, dass ein bloßes Trio solch volltönenden, vielschichtigen Krach machen kann. Der – für eine Open-Air-Konzert – formidable Sound sorgt für Differenzierung.
„777“ geht den umgekehrten Weg, startet mit Wah-Wah-Gitarre, brettert und röhrt pulsierend durch bis fast zum Ende, bevor es doch einen kurzen, ruhigen Ausklang gibt. „The Picture“ macht wieder keine Gefangenen, stampft und schraubt sich in einen halluzinogenen Rausch, eskaliert zum Finale und endet abrupt. „D-Tune“, das erste Stück unter zehn Minuten, sorgt auch nicht für eine Atempause. Zu Beginn mit leicht orientalischem Flair wird der Track zur Dampfwalze, die sich unbarmherzig ihren Weg bahnt, Headbanger-Alarm inklusive.
„Der Mondsenator auf dem Weg zur Erde“ packt zum Finale die akustischen Gitarren aus und entlässt die Zuhörer besänftigend in die Nacht. Atempause und Ende.
FAZIT: In meiner alten Siegerländer Heimat erweisen sich ELECTRIC MOON als wahres Power-Trio, das eine atemberaubende Reise durch die Wüste ins All und wieder zurück bestreitet. Bleischwer und gleichzeitig entfesselt wird das Freak Valley in Netphen klangstark in Aufruhr versetzt. Oder wie es im Presse-Info so schön heißt (um zu enden wie begonnen wurde): „Instrumentale Intensität an der Oberkante, Inbrunst und Hingabe“. Recht so – mit gerolltem „R“ natürlich.
PS.: Die CD im Gatefold Digisleeve ist auf 500 Kopien limitiert.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.11.2020
Komet Lulu
Sula Bassana
Sula Bassana
Pablo Carneval
Sula Bassana, Komet Lulu (effects)
Sulatron Records/Broken Silence
69:16
04.09.2020