Die "nur" neun im Schnitt fünf Minuten langen Kompositionen auf "Creation Myth" erweisen sich als kunstfertig arrangierte und dementsprechend volltönend produzierte Pop-Preziosen (der Verdienst geht an Sam Cohen, der u.a. auch Danger Mouse im Studio betreut hat), die kaum britischer klingen könnten. Dabei stammt ihr Urheber aus dem Herzen New Yorks und ist gewissermaßen ein Kind des ausgelebten "American Dream":
Der US-Singer-Songwriter ist seit 2007 musikalisch aktiv und der Sohn eines nicht unbekannten Schauspieler-Paars: Anthony Perkins ("Psycho") und Berry Berenson ("Katzenmenschen"). Mit seinem Debütalbum "Ash Wednesday" verarbeitete Elvis den Tod seiner Mutter als Passagierin eines der Flugzeuge, die am 11. September 2001 in die Türme des Word Trade Centers manövriert wurden.
Seine Musik büßte über die Jahre hin an Intimität ein, gewann aber an Zartheit und wurde zusehends insofern anspruchsvoller, als sich manch retrospektiv ausgerichteter Liedermacher die Finger nach seinen Liedern lecken dürften. 'See Monkey' etwa wirkt mit Sitar und auf orientalischen Tonfolgen beruhend so, als hätten die Beatles gerade erst ihre spirituelle Erweckung in Indien erlebt, und 'Mrs. & Mr. E' eine relativ rudimentäre Akustik-Nummer, für die sich wahrscheinlich auch diverse Softrocker von der Westküste in den 1970ern nicht zu schade gewesen wären.
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Ansonsten ist auch dort alles mit reichlich Hall versehen ('Iris'), wo die Songstrukturen leichter vorhersehbar sind als in den Ausnahme-Tracks 'The Half Life' und 'Anonymous', das Perkins aufgrund seiner selbstvergessenen Eindringlichkeit klugerweise am Ende platziert hat.
Der Pferdefuß des Ganzen? "Creation Myth" mutet bisweilen wie in Watte gepackt an und bräuchte über anschwellende Strings oder Blechbläser hinaus ein paar aufbrausende Momente mehr, um bei flüchtiger Betrachtung nicht als bloßes Geplätscher durchzugehen.
FAZIT: Schummriger Pop und verschroben naiver Folk vereinen sich auf Elvis Perkins viertem Album zu einem typischen Entspannungsalbum, falls man den durchaus substanziellen Texten des Künstlers nicht aufmerksam lauscht. Zu viel Schönklang? Drei Jahre nach einem Soundtrack für "The Blackcoat’s Daughter", einen Film seines Bruders Osgood, scheint der Mann zumindest immer noch genug Ideen für filmreife akustische Vignetten zu haben. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/699ffa09b68e4e97aea26edde56b9725" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.10.2020
Elvis Perkins
Elvis Perkins
MIR, Petaluma, Redeye / Bertus
41:56
16.10.2020