„Nani“ ist das erste Soloalbum der finnischen Sängerin und Komponistin EMMI KUJANPÄÄ. Man darf es als den bisherigen Höhepunkt ihrer inzwischen zwanzigjährigen Passion bezeichnen, finnische mit bulgarischer Volksmusik zu vereinen und in deren Verbindung Neues zu schaffen.
Die Legitimation zu solchem Tun hat sich EMMI KUJANPÄÄ mit Studien sowohl an der renommierten Sibelius-Akademie in Helsinki als auch derjenigen für Musik und Tanz im bulgarischen Plowdiw erworben. Die Finnin unterrichtet inzwischen selber und hat sich über ihr Heimatland hinaus einen Namen als Folk-Sängerin und Zither-Spielerin gemacht.
Die zehn Stücke des Albums stammen allesamt aus der Feder von EMMI KUJANPÄÄ, in zwei Fällen unter Einbezug von traditionellem Liedgut; so beispielsweise im archaisch-eindringlichen „Kuutar“, einem Song über die Geschenke der Mond- und der Sonnengöttin – Geschenke von Silber und Gold, die sich alsbald ein Dieb holt… „Seid vorsichtig, Mädchen, wenn ihr tagträumt – eure Juwelen könnten leicht gestohlen werden.“
Überhaupt: Die Erfahrungen von Frauen – ob Freude, Leid oder Sehnsucht – stehen im Mittelpunkt aller Songs von EMMI KUJANPÄÄ. Die Finnin sagt, dass der bulgarische Gesangsstil weltweit für viele Frauen als besonders kraftvoll gelte, und: „Starke Emotionen wie Schmerz, Wut, tiefe Liebe oder Trauer lassen sich damit besonders gut ausdrücken.“
Auch die Musik auf „Nani“ ist beinahe durch und durch weiblich, getragen in erster Linie natürlich durch die Kraft und die Ausdrucksstärke von EMMI KUJANPÄÄS Gesang und ihrem Zither-Spiel, oder dann aber durch den immer wieder von neuem faszinierenden Klang der inzwischen jüngeren Generation des Chors LE MYSTÈRE DES VOIX BULGARES.
Und letztlich sind es auch die Vielfalt und die Abwechslung, die dieses Album spannend und zu einem wirklichen Brückenschlag zwischen finnischer und bulgarischer Musikkultur machen – das fiebrige „Sirkus Savonia“ zum Beispiel, ein Duett von Stimme und Trompete, oder das zweiteilige Titelstück als kraftvolles Anrufen – und Anklagen – der Muttergöttin.
FAZIT: EMMI KUJANPÄÄ beschreitet auf ihrem Erstling mit ungewohnten Klängen und Strukturen musikalisches Neuland. „Nani“ wird vorab (und das mit Leichtigkeit!) Menschen erfreuen, die mit den Melodien des Balkans und des Nordens vertraut sind – hoffentlich aber auch Leute, die willens und in der Lage sind, alte Hörgewohnheiten für ein Weilchen auszublenden und sich auf Ungehörtes einzulassen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.02.2020
Emmi Kujanpää, Le Mystère des Voix Bulgares Vocal Academy, Eero Grundström, Jarkko Niemelä
Emmi Kujanpää (Kasten-Zither), Sauli Heikilää (Pferdekopfgeige, Kehlkopfgesang), Jarkko Niemelä (Trompete), Eero Grundström (Harmonium)
Nordic Notes
37:07
31.01.2020