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Reviews

Exist: Egoiista

Stil: Progressive (Death) Metal

Cover: Exist: Egoiista

Auf ihrem dritten Album bleiben sich EXIST selbst treu, was man allerdings in dem Zusammenhang verstehen sollte, dass die Band von jeher Grenzen innerhalb des Spektrums Death Metal ausgelotet hat und dies folglich auch weiterhin tut.

Kurioserweise ("Egoiista" wirkt nämlich wie eine logische Weiterentwicklung von "So True") entstand der Großteil des aktuellen Materials - konkret sechs der acht Tracks - früher als jenes des 2017 erschienenen Vorgängers, wurde allerdings gründlich überarbeitet und drastisch umstrukturiert. So oder so kennen wir die ursprünglichen Fassungen nicht und nehmen die Kompositionen als neu wahr …

Das ist übrigens auch Schlagzeuger Brody Taylor-Smith, der auf dieser Platte sein Banddebüt gibt, und bedenkt man die Umstände des Songwritings bildet man sich tatsächlich ein, EXIST hätten die außergewöhnliche Möglichkeit genutzt, ihre gereiften Ideen so weit zu verdichten, dass ein von jeglichem Ballast befreites Werk dabei herauskam. Dementsprechend frisch wirken im Gegenzug die beiden kurz vor den Aufnahmen geschriebenen Nummern.

Nichtsdestoweniger sprechen wir von einer Scheibe, die über eine Stunde lang dauert und vier Longtracks zwischen je sieben und elf Minuten enthält. Dass die Einfindung so leichtfällt, liegt an zahlreichen melodischen Gesangspassagen, deren Dominanz EXIST endgültig im weiteren Prog Metal-Kontext aufgehen lässt. Man könnte Bände über jede einzelne Nummer schreiben, denn nicht nur die beiden Monster 'Through Suffering He Paints The Universe' und 'Infinite Monkey Theorem' gleichen vertonten Abenteuerreisen zwischen Cynic (Vocals!), TesseracT (Rhythmik) und Periphery; letzteren halten Max Phelps und Co. zwar nicht im stilistischen Vergleich stand, wohl aber in Hinblick auf ihre abgedrehte Unberechenbarkeit.

In seinen Texten setzt sich der Vordenker dieser Tage mit der Vergänglichkeit der Natur allgemein und dem kurzen Leben des Menschen im Besonderen auseinander. Nachdem er selbst aufgrund eines Unterbauch-Aneurysmas nur knapp dem Tod von der Klinge sprang. Das macht die Musik selbst während der außerordentlich technischen "verkopften" Passagen überdurchschnittlich emotional.

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Ob man ansonsten noch die üblichen Fusion Jazz-Elementen in "Egoiista" hineindeutet oder von "atmosphärischen" Parts spricht, ist eigentlich egal. Mit letzteren sind ja in der Regel ruhige, schwebende Klänge ohne eindeutige Vorwärtsbewegung gemeint. Vorwärts im Sinne des Fortschritts dürfte es bei EXIST allerdings trotzdem auch zukünftig gehen - oder jetzt vielleicht sogar erst recht!

FAZIT: Mit "Egoiista" wandeln Max Phelps und EXIST sehr, sehr dicht auf den Fersen der späten Death bzw. von Chuck Schuldiner. Wer Progressive Death Metal im Verbund mit massentauglichem, hoch emotionalem Songwriting kennenlernen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Zu toppen sein dürfte dieses Album innerhalb des Genres 2020 nur schwerlich. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/fa25de32be224edeb1ec81654f344291" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.08.2020

Tracklist

  1. Through Suffering He Paints The Universe
  2. The Lottery
  3. Until The Storm Comes
  4. Infinite Monkey Theorem
  5. Siblings Born Into Different Dimensions
  6. Egocosm
  7. Last Flight Looming
  8. Spotlight's Glow
  9. Amongst The Trees

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Prosthetic / Sony

  • Spieldauer

    64:52

  • Erscheinungsdatum

    28.08.2020

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