Bei BERG treffen sozusagen skandinavische Kühle auf den mitteleuropäischen Fön, norwegische Fjorde auf die grünen Hänge der niedrigen Alpenregion. Das Leitmotiv des Trios naheliegenderweise (nomen est omen) Gestein, das bekanntermaßen sehr unterschiedliche Gestalt annehmen kann … und das tut auch die Musik auf diesem ersten gemeinsamen Erzeugnis der Musiker.
Als Compilation überlieferter Weisen aus den Herkunftsregionen der drei Mitglieder ist "Berg" in gewisser Weise ein akustischer Kunstgriff, weil die Combo - Fabian M. Mueller, ein "Seiltänzer zwischen Klavier und Synthesizer, Kontrabass-Ass Kaspar von Grünigen sowie Schlagzeuger Øyvind Hegg-Lunde - quasi geografische Kontraste aufhebt, um in Melodie und Rhythmus Gemeinsamkeiten hervorzuheben.
Die Klangkulisse, die BERG im Zuge dessen aufbauen, wirkt stellenweiße dennoch ausgesprochen "neu", wobei 'Tinga Og Tila' und 'Hvor Det Blir Godt A? Land - Bearbeitungen von Traditionals aus dem Schatz der Landsleute des Drummers - wie ein Gipfel im Zentrum stehen; hier strebt der Dreier in der Tat die Spitzen an, wenn es darum geht, Stilmittel aus dem Bereich elektronischer Musik in den Ensemble-Jazz zu transferieren.
Das in anderen Kontexten zu Tode genudelte Volkslied 'Vreneli abem Guggisberg', hier erfährt das "Rohmaterial" in 'Guggisberg' seine denkbar würdevollste Verarbeitung - mit Seelenruhe und der Selbstsicherheit dreier Vollprofis, die sich ihre Abenteuerlust bei aller Abgeklärtheit bewahrt haben … was ja auch notwendig ist, wenn man in wie auch immer geartete Hochlagen wandert.
FAZIT: "Berg" macht im weiteren Rahmen mutmaßliche kulturelle und strikt auf Musik bezogen stilistische Kontraste unerheblich. Als intimer Crossover aus fundamentalem Jazz und Electro tönt die Platte hier kristallin und dort wolkenverhangen wie in der Schwüle eines aufziehenden Gewitters im Sommer - aber trotzdem Kopf hoch, und zuversichtlich nach vorn schauen! <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/a0a63119d290404ebff3a481f151b976" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.05.2020
Anuk
55:34
27.03.2020