Platte Nummer sieben nach ebenso vielen Jahren Studiopause - FINNTROLL begehen mit ihrem neuen Album ein Comeback, falls man es so nennen möchte, nach Maß. "Vredesvävd" (frei übersetzt: "aus Zorn gewoben") orientiert sich an der jüngeren und im Vergleich zur verhältnismäßig "heiteren" frühen Schaffensära der Gruppe düsteren Phase , die von den Alben "Ur Jordens Djup" und "Blodsvept" geprägt wurde.
Henri "Trollhorn" Sorvali setzt als Hauptsongwriter folglich weniger auf den Soundtrack-Charakter, den er FINNTROLLs Alben in der Vergangenheit in dominantem Maß verliehen hat, und umso mehr auf kompakte Songs im klassischen Sinn, die letzten Endes auch eine kurze Gesamtspielzeit ergeben haben.
Dennoch lassen die Finnen keine Wünsche ihrer Fans offen. Ihr aktuelles Material bietet im Grunde genommen in verdichteter Form, was sie seit je ausmacht. Sänger Mathias "Vreth" Lillmåns ist mit seinem einseitig heiseren Geschrei nach wie vor der Schwachpunkt des Oktetts, bloß dass dies aufgrund der relativ geradlinig strukturierten Kompositionen nicht so stark ins Gewicht fällt. Das Album zeichnet sich durch überwiegend flotte, aggressive Songs aus, in denen Sorvalis orchestraler Versatz manchmal (höre vor allem 'Ormfolk' und 'Ylaren' als längste Nummer) zur Nebensache verkommt.
Die eigentlichen Highlights prägt der Organist hingegen sehr stark: Ausgerechnet das thrashig-sinfonische 'Myren' stellt sich binnen nicht einmal dreier Minuten als Mini-Hit heraus, bevor 'Stjärnornas Mjöd' mit unwiderstehlich federndem Groove noch einen draufsetzt. Überhaupt wird die Platte gegen Ende immer mitreißender; FINNTROLL geben sich weniger innovativ als zuletzt, quasi um ganz auf Nummer sicher zu gehen, dass fortan wieder mit ihnen zu rechnen ist, und steigern sich im Verlauf von "Vredesvävd" zusehends.
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FAZIT: Welcome back, FINNTROLL - Die skandinavischen Kobolde fackeln mit ihrem von Fans sehnlichst erwarteten neuen Album nicht lange und machen alles richtig, indem sie sich unmittelbar zurück ins Herz der Szene spielen. "Vredesvävd" ist kompositorisch überdurchschnittlich stark ausgefallen und gehört ohne weiteres unter die ersten drei Smasher in der Diskografie dieser Band, die offensichtlich noch eine Menge zu sagen hat. Bonus-Erwähnung: Heikki “mörkÖ” Saari, der mit seinem Trommel-Einstand bei der Gruppe einen ebensolchen nach Maß hinlegt. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/f383a7f249e14e5c8c9e429c436b1a86" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.08.2020
Century Media / Sony
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14.08.2020