Black Metal mit einem solchen Plattencover, wie es "Bloem" ziert? Zu Hochzeiten undenkbar, doch die Uhren ticken natürlich längst anders, und FLUISTERAARS entpuppen sich Unbedarften gegenüber sowieso nicht als verzärtelte Blackgazer, sondern sind auch nach knapp fünfjähriger Stille ("Luwte" erschien 2015) eine im Kern recht traditionell aufgestellte Genre-Band, gleichwohl mit vom Underground längst liebgewonnenen Eigenheiten.
Davon abgesehen hat die im wahrsten Sinn des Wortes blumige Gestaltung des dritten Albums der Niederländer einen triftigen Grund, denn in ihren aktuellen Texten dienen Blüten als Symbol für Geburt (Knospen) und Tod (Verwelken). Die erwähnten Eigenheiten des Duos ergeben sich aus seinem Umgang mit Harmonien bzw. der Art und Weise, wie es Bass- und Gitarrenlinien miteinander verzahnt. Auf der rhythmischen Ebene wird hingegen stilechte Hausmannskost geboten, als viel Geschepper und geradlinige Blastbeats.
Gleichsam bemüht Frontmann B. Mollema nur ein einziges Schrei-Register, aber wie gesagt: Die ausgeklügelte Instrumentalarbeit kompensiert seinen gleichförmigen Vortrag bis zu einem gewissen Grad. 'Nasleep' ragt mit seinem frostigen Leitmotiv unter den fünf jeweils leicht überlangen Tracks hervor, und dass FLUISTERAARS zwischendurch wiederholt auf Verzerrung verzichten, kommt der Dynamik zugute.
Ohnehin hat Produzent T. Cochrane, der zusätzliche akustische (Blechblas-)Instrumente spielte, dem Projekt einen lebendigen Sound beschert, in dem alle Komponenten wunderbar zur Geltung kommen. Wenn sich die beiden Macher dann sowohl während 'Vlek' als auch 'Maanruïne' in einen melodischen Rausch dudeln, darf man die Scheibe mit Fug und Recht als Gesamtwerk bezeichnen, das in sich geschlossen ist.
FAZIT: Auf FLUISTERAARS' dritter LP scheint kein Ton zu viel gespielt zu werden. "Bloem" bietet eine halbe Stunde lang urigen Black Metal abseits sämtlicher Düstermann-Klischees und geht im Sinne einer naturromantischen Hommage an die Schönheit unserer Umwelt als europäische Entsprechung einer Botanist-Platte durch. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/77672c675a844f48ba6a324f9e55deb1" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.02.2020
Eisenwald / Soulfood
33:41
28.02.2020