Zunächst ist man geneigt „A Secret Place“ als weitere Veröffentlichung einer Band abzuhaken, die ihr Metier beherrscht, in diesem Fall Progressive Metal, aber ansonsten dem Genre wenig neues beizusteuern weiß. Die Mixtur ist bekannt: Brettharte Gitarren, knallende Drums und Fette Bassläufe treffen auf mild gestimmte Tastenklänge. Wenn die Gefühlswelle mit Herzschmerallüren anrollt steht ein wohltemperiertes Piano parat, das perlend für meditative Einkehr sorgt. Der Härtegrad ist dabei höher gesetzt als beim vergleichbaren aktuellen Album von THOUGHTS FACTORY, die smoothen Momente sind ähnlich gelagert.
Doch dann horcht man auf: Zum einen ist „A Secret Place“, bis auf ein paar verrauschte Radioeinspielungen („Circus Maximus“) und Gesprächsfetzen („A Secret Place“), ein reines Instrumentalalbum, kein Shouter und kein Crooner weit und breit. Bereits im Opener gibt es einen Ausflug gen Orient, während später eine GENESIS-Gedächtnis-Eloge auf den Keyboards abgefeiert wird, wobei im Hintergrund kraftvoll gedroschen wird. Doch dabei bleibt es nicht.
Im zweiten Stück „The Perfect Element“ (kleiner Gruß an PAIN OF SALVATION?) werden die Gitarren funky und leiten über zu einem Jazz-Part, der von einem gut imitierten Saxophon-Part illuminiert wird. So ähnlich geht es weiter, bedient sich noch bei Klassik, weiß in ruhigen Momenten eine Akustikgitarre romantisch einzusetzen, und bietet Raum für Entdeckungen an fast jedem Wegpunkt. Der spannende Elfminüter „Circus Maximus“ geht so partiell als gepflegte Lounge-Music von progressiven Gnaden durch. Piano, schwebende Orgelklänge und fein ziselierte, elektrische Gitarrenparts liefern sich ein gepflegtes Stelldichein.
Sehr gut gelungen ist bei diesem munteren Potpourri, dass die Musik nicht zerfasert, sondern viel zu bieten hat und trotzdem wie aus einem Guss wirkt. Dazu klanglich so klar, dass auch zarte Andeutungen wohl bemerkt werden können.
FAZIT: FORCE OF PROGRESS liefern mit ihrem Zweitwerk „A Secret Place“ ein starkes Statement in Sachen (instrumentalen) Progmetals, das weit über die Limitationen des Genres hinausreicht. Hart, zart und ereignisreich.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.06.2020
Chris Grundmann, Markus Roth
Chris Grundmann, Dominik Wimmer, Markus Roth
Hanspeter Hess, Markus Roth, Dominik Wimmer
Dominik Wimmer
Hanspeter Hess (seabord rise, programming), Chris Grundmann, Markus Roth (programming)
Progressive Promotion Records
52:47
13.03.2020