Seit sechsundzwanzig Jahren ist Garrett Dunton alias G. LOVE nunmehr im Business und hat in dieser Zeit – mal mit, mal ohne seine Band SPECIAL SAUCE – um die zwanzig Alben veröffentlicht. Das neuste Werk „The Juice“ glänzt einerseits vom ersten Song an mit einer sorgfältigen (wenn auch etwas glatten) Produktion und zeugt anderseits von einem inzwischen abgeklärteren Umgang mit den musikalisch einstmals doch ziemlich ungewöhnlichen Ideen des Musikers aus Philadelphia.
Anders gesagt: G. LOVE ist der interessant-kreativ-pubertären Schaffensphase entwachsen – jedenfalls was das vorliegende Album betrifft. Der ehemals erfrischend neue Rap Rock mit Folk-Einschlag ist einer wilden Melange aus Rock, Funk, Soul, Pop und Hip Hop gewichen, statt THE PRESIDENTS OF THE UNITED STATES OF AMERICA könnten nun etwa XAVIER RUDD oder CITIZEN COPE als Referenz herhalten – na ja, jedenfalls ein bisschen.
Größere Aussagekraft kommt der Liste von G. LOVES Mitmusikern zu, zumal „The Juice“ hauptsächlich deren Mittun wegen aus der Masse herausragt (man höre sich diesbezüglich die beiden harm- und zahnlosen G. LOVE-Solos „She’s The Rock“ und „Drinkin’ Wine“ an). Der wohl größte Anteil am Gelingen dieses Album dürfte KEB‘ MO‘ zukommen: Er hat eine Mehrzahl der zehn Songs mitkomponiert und hatte hörbar auch als Co-Produzent ein gewichtiges Wort mitzureden.
Neben KEB‘ MO‘, der beispielsweise den Blues-Rocker „Fix Your Face“ mit messerscharfer und gekonnt portionierter Gitarrenarbeit richtiggehend veredelt, setzen auch Roosevelt Collier, Marcus King oder Robert Randolph wichtige Akzente. Letzterer sorgt mit seiner Pedal-Steel für den Drive, der „Birmingham“ zu einem der Album-Höhepunkte macht. G. LOVE seinerseits sorgt zusammen mit KEB‘ MO‘ für ein weiteres Highlight, den charmant-altertümlichen und akustischen Blues „Shine On Moon“.
FAZIT: Bahnbrechendes haben G. LOVE & SPECIAL SAUCE in den letzten Jahren nicht veröffentlicht. Auch „The Juice“ wird nicht Musikgeschichte schreiben, gehört aber dank „a little help from some friends“ zu den interessanteren Werken der Mannen aus Pennsylvania. Stil-Puristen sollten die Ohren davon lassen, wer aber nichts gegen eine fröhlich-entspannte und zumeist tanzbare Sauce aus Blues, Pop, Hip-Hop und Rock hat, wird gewiss Freude an „The Juice“ haben.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.03.2020
Brian Allen
G. Love
G. Love
Mike Hicks
Marcus Finnie
Roosevelt Collier, Keb‘ Mo‘, Marcus King, Robert Randolph, Akil Thompson, Ron Artis (Gitarre), Keb‘ Mo‘, Marcus King, Ron Artis (Gesang), G. Love (Harmonika)
Philadelphonic
40:52
17.01.2020