Man empfindet GAZPACHO zwar immer noch als Prog-Newcomer, doch die Band geht mittlerweile steil auf die 20 zu und bezeichnet sich 2020 selbst als "Atmospheric Rock", was auch immer man darunter verstehen mag. Nach ihrem sperrigen, weitgehend unfokussierten letzten Album haben die Norweger zumindest bei diesem Hörer einiges wiedergutzumachen … und versöhnen ihn zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Die Zeiten, in denen die Gruppe mehr oder weniger schnell innerhalb logisch nachvollziehbarer Songs im herkömmlichen Sinn zur Sache kam, scheinen endgültig vorbei zu sein. Wenn sie dieser Tage nämlich ein Album mit einer jeweils 20- und über 15-minütigen Komposition klammert, kann von Kompaktheit oder dem Mainstream als Zielgruppe keine Rede sein.
Andererseits lassen sich speziell die beiden erwähnten Longtracks quasi als ins Album integrierte EPs aus mehreren zusammenhängenden Tracks begreifen. Das eröffnende 'Space Cowboy' verläuft zwar linear durch eine weite und bunte Klanglandschaft (gemalt in den von GAZPACHO gewohnten Matt-Tönen wohlgemerkt, denn laut wird es selten), doch die verschiedenen Passagen finden jeweils einen nachvollziehbaren Abschluss und bauen aufeinander auf, bis am Ende alles zum Anfang zurückzuführen scheint.
Das Sextett um Klangdesigner Thomas Andersen (Keyboards) und Sänger Jan-Henrik Ohme jongliert im Verlauf der vielschichtigen Stücke munter mit elektronischen wie kammermusikalischen Versatzstücken, traditionellen Prog-Synthesizern (selten) und dem, was man landläufig entrückten Post Rock nennt (umso häufiger). Das einmal mehr philosophische Konzept ist auch deshalb nicht unwichtig, weil der Frontmann es mit persönlichen Überlegungen verbindet und sich innerhalb des Narrativs einige Geräuschparts bzw. Sprachsamples besser verstehen oder zumindest interpretieren lassen.
Was GAZPACHO immer noch fehlt - dies gilt auch für die drei kurzen Nummern 'Hourglass' (kitschige Klavier-/Streicherballade), 'Fireworker' (pompöser Kunstrock-Stampfer mit orientalischem Flair) und 'Antique' (ähnlich wie 'Hourglass') -, ist im übertragenden Sinn ein Tritt in den Allerwertesten, der sie aus ihrer Behäbigkeit reißt.
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FAZIT: GAZPACHO befinden sich mit "Fireworker" auf dem Weg der Besserung, schreiten aber weiterhin auf dem gefährlichen Grat zwischen Art-Rock-Überambition und einfältigem Geplätscher, Tiefsinn hin oder her. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/bf6673cb013d46ed93c4ede5792ebff3" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.09.2020
Kscope / Edel
56:37
18.09.2020