Wow, die neue Pearl Jam klingt aber ganz schön läss... Moment mal, das sind gar nicht...? Im ersten Moment allerdings klingt GOMER PYLEs Sänger und Gitarrist Mark Brouwer fast wie Eddie Vedder, und in der Rock Musik des niederländischen Quartetts schwingt so einiges vom eigensinnigen Grunge der Even-Flow-Ära der Innovatoren aus Seattle mit.
"Before I die I..." - Ja, was würdest Du machen, bevor Du stirbst? GOMER PYLE nehmen sich für ihre musikalische Antwort erstmal Zeit und starten in ihr drittes Album mit dem 10-minütigen "Remember The Days", das ganz gemächlich Fahrt aufnimmt und dem Gesang so viel Raum zur Entfaltung zugesteht, dass die Stimme Brouwers farbenreiche Wirkung entfalten kann. Ein Lied, wie gemacht zur entspannt rockenden Eröffnung des Freak Valley und vergleichbarer Festivals, und dessen starkes Ende an Amplifier erinnert. "The Buzzer" knüpft daran mit sattem Grunge-meets-Stoner-Crossover an, legt sich jedoch nicht auf ein oder zwei Genres fest, sondern nickt locker zum Psychedelic (Hard) Rock rüber. Alles geht, solange es läuft bzw. fließt, ergo rockt. Deshalb werden die Niederländer mit ihrem jüngsten Album auch kaum auf Gegenwehr treffen, es sei denn zufällig sich in ihren Kosmos verirrende HörerInnen beharren auf radiotaugliche Kürze und eine stilistische Festlegung. Genau das ist nämlich nicht das Ding von GOMER PYLE, die mit "Side Kings" noch einen weiteren, lässig sich entfaltenden 12-minütigen Longtrack präsentieren, der sie für höhere Aufgaben (als Radio-Gefälligkeit) auszeichnet und in punkto Gesangslinien und Epik einmal mehr an Amplifier erinnert. In der Folge belassen es die Niederländer bei vergleichsweise kurzen Songs, von denen einige ordentlich Ärsche versohlen. Mit sattem Groove, unwiderstehlichen Hooks, rauem Gesang und trocken-hartem Punch könnte z.B. "Nicky McGee" auch bei Lonely Kamel ins Programm passen. Das über acht Minuten gemütlich ausufernde "We Are One" legt hingegen den Verdacht nahe, dass solche Musik live noch mal ganz anders zündet... Doch vor einem Stelldichein mit dem ollen Sensemann sollte sich niemand über Gebühr abhetzen, oder? Im Duett mit einer Gastsängerin verabschieden sich GOMER PYLE leicht melancholisch nach rund einer Stunde von ihrem Publikum.
FAZIT: Mit "Before I die I..." legen GOMER PYLE ein psychedelisches Album mit Ecken und Kanten vor, das garantiert nicht so schnell langweilig und auch noch in kommenden Jahren eine sehr gute Figur machen wird. Abwechslungsreiche und treibende Rock Musik für Fans, Freaks und Connaisseurs.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.03.2020
Danny Huygens
Mark Brouwer, Kees Haverkamp
Mark van Loon, Mark Brouwer
Kees Haverkamp
The Lab Records
62:38
08.02.2020