Auch wenn sie mittlerweile nicht nur in ihrer Heimat starke Konkurrenz verzeichnen, bleiben GOTTHARD nicht nur aufgrund ihres langjährigen Erfolgsbonus, der bis in die 1990er als Endphase des "alten" Musikbusiness zurückreicht (damals saß das Geld sowohl bei Labels als auch Käufern noch wesentlich lockerer), die unangefochtene Nummer eins im europäischen Hardrock.
Nachdem sich die Band nicht erst gestern zu ihren Wurzeln zurückbesonnen hat (zwischendurch gab es bekanntermaßen das eine oder andere allzu labbrige Album), darf man auch von "13" erwarten, dass es gepflegt darauf kracht. Schließlich behalten sich die Schweizer Gefühlsduseleien etwa für akustische Projekte wie "Defrosted" vor, die sich dafür umso eindrucksvoller gestalten, als wenn die Gruppe auf ihren "offiziellen" Studioalben Kompromisse eingehen würde.
Das bedeutet wiederum nicht, auf "13" würde sich ein Riff-Monster ans andere reihen. Es ist im Gegenteil das facettenreichste Werk der Band seit einigen Jahren. Ausgehend vom hämmernden Opener 'Bad News', einem Instant-Ohrwurm, über die Singalongs 'Every Time I Die' und 'Better Than Love' hinweg zum dramatischen 'No Time To Cry', das mit orchestralen Klängen unterlegt wurde, setzen GOTTHARD eine Menge Energie frei, doch zwischendurch setzen melancholische Momente ('Another Last Time', 'I Can Say I'm Sorry') genauso Akzente wie die starke ABBA-Coverversion 'S.O.S.' und 'Marry You' als einzige klassisch aufgezogene Ballade mit Klavier … falls man nicht die Version des Albums mit zwei Bonustracks kauft, denn dabei handelt es sich neben einem Demo um eine Piano-Umbearbeitung des besagten 'I Can Say I'm Sorry')
Das preisgekrönte Quintett scheint sich derzeit im Großen und Ganzen auf Kraftmeierei zu verstehen, denn gerade die schnaufenden, stampfenden Tracks ('10.000 Faces', 'Save the Date') strahlen auf "13" am hellsten.
FAZIT: Auf der Grundlage eines praktisch unfehlbaren Gespürs für zeitlose Melodien haben GOTTHARD ihre Diskografie in Form von "13" um ein weiteres Highlight bereichert. Die Sturm-und-Drang-Zeit der Combo mag lange vorbei sein, doch für niveauvolles Muskelspiel mit AOR-Qualitäten ist sie nach wie vor zu haben. drei, vier Lieder der Platte finden sich garantiert langfristig im Live-Set des Fünfers wieder. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/915b29723f4f4ba58862260baa3f902c" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.03.2020
Nuclear Blast / Believe
60:09
13.03.2020