Der Titel dieser Veröffentlichung sagt schon alles."Steve Lee - The Eyes Of A Tiger: In Memory Of Our Unforgotten Friend" ist nichts weniger als eine Hommage an GOTTHARDs Sänger Steve Lee, der vor genau zehn Jahren am 5. Oktober bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.
Die Platte umfasst neben zwei bisher nicht öffentlich erhältlichen Tracks inklusive des titelgebenden 'Eye Of The Tiger' von Survivor in zwei Fassungen (die elektrische ist offengestanden mäßig, auch weil sie arg pappig produziert wurde) elf aufs Notwendigste heruntergebrochene Alternativ-Aufnahmen zu älteren Liedern mit dem Verstorbenen am Mikro. Stefan Alois, so sein bürgerlicher Name, wäre in diesem Sommer 57 Jahre alt geworden
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Man kennt die Schiene, auf der GOTTHARD zu diesem Anlass fahren, bereits von ihren "Unplugged"-Projekten, doch diese Platte kommt noch reduzierter daher und rückt logischerweise Lees häufig zum Harmonisieren gedoppelter Gesang ins Zentrum. Texte wie jene von 'One Life One Soul' (von "G.", 1996) oder 'Heaven' ("Homerun", 2001) lassen sich dabei traurig passend auf den Schicksalsschlag münzen, auch wenn die Band nicht sie selbst wäre, wenn sie sich selbst und ihre Anhänger dadurch nicht bestärken würde.
Alles, was es ansonsten zum Gelingen dieses Unterfangens braucht, sind subtile Streicher-Einsätze und flächig gehaltene Keyboard-Akkorde, die Leo Leonis und Freddy Scherers feinfühliges Akustikgitarrenspiel untermalen. Die Rhythmusgruppe hält sich wie zu erwarten zurück. Selbst im Original besonders kraftvolle Nummern wie 'In the Name' (ebenfalls von "G.", gespenstisch mit Kirchenglocke) und 'Lift U Up' ("Lipservice", 2005) muten bedächtiger an, wobei letztere neben dem unvermeidlichen 'Hush' die schwungvollste im ganzen Aufgebot sein dürfte.
In puncto Arrangements wurde das Material natürlich hier und dort erheblich umgekrempelt.
FAZIT: Zum zehnten Todestag ein Fanal fürs Leben. GOTTHARD begehen das Gedächtnis von Steve Lee mit Stil und ohne Verklärung seiner Person oder zu viel Pathos. Die seit je positiven, motivierenden Texte der Erfolgs-Hardrocker werden in diesem Zusammenhang endgültig zu mehr als nur "Lipservice", indem sie in der Tat zur Trauerarbeit beitragen, falls es dem Hörer gerade selbst dreckig geht … und das passiert uns schließlich allen früher oder später aus diesem oder jenem Grund. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/5f0c09f9d48c4a7190c67aa26d2ab69e" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.09.2020
Marc Lynn
Steve Lee
Leo Leoni, Freddy Scherer
Hena Habegger
Nuclear Blast / Believe
54:08
02.10.2020