Mit nicht einmal 27 Minuten ist "Ektoplasma" als "Album" grenzwertig … und generell sowieso, denn sein Schöpfer hat sich aufgemacht, nichts weniger miteinander zu versöhnen als (Punk) Rock, Black Metal und diverse Strömungen des zeitgenössischen Hip Hop.
Ob GRAFI wegen Der-Weg-Einer-Freiheit-Gitarrist und -Sänger Nikita Kamprad, der die Produktion sowohl von "Ektoplasma" als auch schon dem Vorgänger „Unter Null“ (2018) begleitete, stärkeren Anklang in der Metal-Szene finden wird, sei dahingestellt, aber darum geht es gar nicht; der Berliner will generell ein breiteres Publikum ansprechen, was ihm mit diesem sonderbaren Pop-Hybriden bis zu einem gewissen Grad wirklich gelingen könnte.
Im Grunde genommen sind die "schwarzweiß" flirrenden Tremolo-Gitarrenriffs und Drumcomputer-Blastbeats auf "Ektoplasma" bloßer Zierrat, mit dem der junge Mann seinen Deutschrap lediglich anders in Szene setzt, als es gemeinhin in dieser Disziplin üblich ist. Der anfänglich gleichsam undenkbare Crossover von Zeal And Ardour (Black Metal und "field hollers" bzw. Blues in seinem Embryonalstadium) wirkte wesentlich organischer und authentischer als beispielsweise das pappige Geschepper von 'Dolch Saga' oder 'Insomnia'.
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Das bedeutet nicht, dass man GRAFIs Reime oder überhaupt die assoziationsreichen Texte in Abrede stellen müsste, und grundsätzlich ist "Ektoplasma" insbesondere unter rhythmischen Gesichtspunkten ein fesselndes Album - bloß dass eben schnell der Eindruck entsteht (und sich bis zuletzt nicht überwinden lässt), dass jegliche Black-Metal-Versatzstücke (dazu gehört im Übrigen auch Genre-konformes Gekreisch) um iher selbst willen eingebaut wurden.
Demzufolge gefallen ausgerechnet die relativ gewöhnlichen Modern-Hip-Hop-Tracks, allen voran das ruhige 'Mahlstrom'
FAZIT: Auf seinem zweiten "Longplayer" schafft es GRAFI nicht ansatzweise, kernigen deutschsprachigen Rap mit Elementen aus dem (skandinavischen) Black Metal zu kombinieren. Letztere laufen wie plumpe "Gimmicks" nebenher mit, sind aber an und für sich völlig unerheblich, denn würden sie fehlen, hätte der Hauptstädter ein uneingeschränkt okayes, wenn auch gewöhnliches Hip-Hop-Album vorgelegt. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/31f31cd78e9e49d788e6ce9a29b1dd7e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.05.2020
Eigenvertrieb
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15.05.2020