Und das nächste Doom-Stoner-Sludge-Einerlei vom Stiefel? Leider ja, doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass man nicht zumindest vorübergehend Unterhaltung in "Pathbuilder" findet, dem bereits dritten Longplayer von GRAVEYHARD. Das Quartett hat eine Menge Crowbar gehört und gewinnt seinen Reiz hauptsächlich dadurch, dass Gitarrist Ivan Magnani nicht nur wütend knurren kann, sondern zwischendurch auch gerne mal wehmütig singt wie sein offensichtliches Vorbild Kirk Windstein.
Auch hinsichtlich der Harmonien, die der Frontmann zusammen mit seinem Sechssaiten-Pendant Alessio Borghetti spielt, trägt "Pathbuilder" die unverkennbare Handschrift der Pioniere aus dem US-Bundesstaat New Orleans. In Italien wird deren Stil indessen mit ein paar sporadischen Tupfern aus dem Alternative Rock der frühen 1990er verbunden, was vornehmlich in den weniger fett brummenden Parts anklingt.
Sollten sich GRAVEYHARD durch einen besonderen Vorzug auszeichnen, dann wäre dies ihre Fähigkeit, kompakte und durchdachte Songs im klassischen Sinn zu schreiben. Nur ein Stück auf dem Album dauert etwa länger als fünf Minuten - das zutiefst melancholische Highlight 'Winter' -, und alle glänzen mit treffsicheren Refrains ('King Of Sorrow', wenn der Titel mal nicht mit einem mega-dicken Zaunpfahl winkt …), die der Gruppe letztlich doch so etwas wie ein eigenes Profil verleihen.
In jedem Fall macht die Zwanglosigkeit, mit der die Band agiert, über die wie im Flug vergehende Gesamtspielzeit der Platte hinweg eine Menge Spaß - auch und gerade deshalb, weil die Originale stets etwas länger brauchen, um mit neuer Musik aus dem Quark zu kommen.
FAZIT: Es gibt ein paar Crowbar-Kopien, und davon abgesehen, dass GRAVEYHARD nicht plump abkupfern, haben sie mit "Pathbuilder" eine der stärksten Alternativen zu den Veröffentlichungen der Amerikaner in jüngerer Zeit herausgebracht. Anspieltipp: Das Titelstück und die Hardcore-Metal-Granate 'Chainsaw' am Ende. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/394122e7bfda47d6a5e48535b19374fe" width="1" height="1" alt="">
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Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.04.2020
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17.04.2020