Quo vadis, German Black Metal? Einerseits herrscht in der Szene zu Beginn der 20er Jahre eine lobenswerte Aufbruchsstimmung, die sicherlich einer aufrichtigen Sehnsucht nach Neuerung und womöglich auch Transzendenz geschuldet ist (am Ende steht dann Musik, die oft wenig mit der "reinen Lehre" zu tun hat), andererseits halten nicht wenige Acts verbissen an den frühen 1990ern fest oder haben sich im von Alcest und Co. etablierten Blackgaze verbissen, während sie sich in unsagbar schwülstiger deutscher Lyrik ergehen.
Bei HALPHAS hingegen handelt es sich um eine jener aus der Zeit gefallenen Genre-Bands jüngeren Datums, deren Mitglieder ungefähr zur Jahrtausendwende aufgehört haben, sich mit Neuveröffentlichungen aus ihrem Genre zu beschäftigen. Das Quintett frönte schon auf seinem Debüt „Dawn Of A Crimson Empire“ der (k)alten skandinavischen Schule, ohne Hardlinern gerecht zu werden, weil sie zu sauber klangen und Wert auf Melodien legten.
Diese Prognose darf man auch hinsichtlich des Nachfolgers stellen, denn handwerklich und produktionstechnisch ist wieder alles im Lot, während die Songs jenen des Einstands wenig bis nichts nehmen; sie wirken allenthalben sorgfältiger arrangiert und kommen schneller auf den Punkt, was der Band wiederum etwas von ihrem anfänglichen Ungestüm raubt. Unterm Strich bleibt gesichtsloser Durchschnitt für Szenegänger, die alles mit Cover aus dem Schwarzweißdrucker kaufen.
Die sieben Tracks lassen sich ungeachtet ihrer unterschiedlichen Längen mehr oder weniger ohne Ausnahme untereinander auswechseln. Die an Dynamik arme Produktion von "The Infernal Path Into Oblivion" macht das Material dann endgültig zu einem kompletten Durchrutscher.
FAZIT: HALPHAS müssen in Zukunft gehörig als Songwriter zulegen, wenn sie weiterhin im nationalen Black-Metal-Milieu mitmischen möchten, ohne so weltfremd und entwicklungsresistent wie dieser Tage in ihrer eigenen engen Blase zu darben. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/26e7fa4eaa664be893da0b8e59f83c91" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.01.2020
Folter
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13.01.2020