Als wir paar Nasen (also im Vergleich zum späterem Publikums-Auflauf …) HAMMERFALLs deutsches Live-Debüt auf dem Wacken Open Air 1997 - für rund 50 Euro, ihr Säcke! - beiwohnten, dachten wir nicht im Traum daran, dass die Band maßgeblich an der kommerziellen Wiederauferstehung des klassischen Heavy Metal beteiligt sein würde. So kam es allerdings, und auch wenn die Schweden nach ihrem verhältnismäßig kurzen wie steilen Aufstieg nie wieder eine solche Frische an den Tag legen wie auf ihren ersten beiden Alben, sind sie in Würde älter und zu Recht um zahllose Fans aus aller Welt reicher geworden
Angesichts der Wurzeln ihres Erfolgs in "unserer" Bundesrepublik liegt die Veröffentlichung eines Live-Rückblicks auf HAMMERFALLS bisherige Karriere, der hierzulande mitgeschnitten wurde, nicht nur nahe, sondern drängt sich im Sinne eines "Nummer sicher"-Release sogar auf. "Live! Against The World" ist bekanntlich nicht die erste Konzertplatte der Band, geht aber mit weitem Abstand als ihre beste durch - auch und gerade wegen der starken Videofassung.
Der im Frühjahr 2020 kurz vor dem Ausbruch von Covid-19 in der Ludwigsburger Rockfabrik aufgenommene Doppeldecker frühstückt nicht nur vorhersehbare Klassiker ab, sondern besticht insbesondere auf seinen "Nebenschauplätzen", seien es ein geschickt arrangiertes Medley mehrerer Songs vom Longplayer "Renegade" oder oder der Debüt-Opener 'The Dragon Lies Bleeding'. Im Zuge der überschwänglichen Zuschauerreaktionen zündet selbst das in diesem Umfeld befremdliche '(We Make) Sweden Rock', wohingegen das unvermeidliche Finale 'Hearts On Fire' einmal mehr - und wie schon auf Platte - die Nerv-Nummer schlechthin der Band ist.
Die Sympathieträger Joacim Cans am Mikro und Oscar Dronjak an der Rhythmus-Klampfe machen solche kleinen Schönheitsfehler allerdings wett, und man muss keine Nostalgiebrille aufsetzen, um HAMMERFALLs Wert anzuerkennen. Schwülstiges wie die Ballade 'Second To One' gehört(e) selbstredend auch dazu, komplett mit Battle Beasts Noora Louhimo als Bühnengast, die allerdings nicht für ein Highlight sorgt, so dramatisch sie auch in Szene gesetzt wurde.
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Im Übrigen darf man Napalm Records zu ihrer Konsequenz beglückwünschen, nur noch auf das Blu-ray-Format zu setzen und es auch in voller Gänze zu nutzen. Die Produktion der bewegten Bilder garantiert nämlich wie schon im Fall von Kamelots jüngstem Live-Dokument gestochene Schärfe, während die Regie dahingehend Besonnenheit bewiesen hat, dass die Chose nicht durch hektische Schnitte versaut wurde. Astreine, wertige Angelegenheit!
FAZIT: "Live! Against The World" ist ein schönes Kompaktpaket zur Rekapitulation von HAMMERFALLs bisheriger Vita in einer idealen Live-Situation und macht noch einmal deutlich, dass die Band ihren nicht wenigen Kritikern zum Trotz nicht nur einen berechtigten Platz in der True-Metal-Historie hat, sondern allein schon wegen ihres hohen Ausstoßes an zeitlosen Kompositionen über jeden Zweifel erhaben ist. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/d3307edfeb834a2ea94925a5ebd90038" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.10.2020
Fredrik Larsson
Joacim Cans
Oscar Dronjak, Pontus Norgren
David Wallin
Napalm / Universal
111:37
23.10.2020