HEADS. (nur echt mit Punkt am Ende) sind seit sechs Jahren aktiv und haben drei Jahre nach ihrem selbst betitelten 2015er Debüt das gefeierte Album "Collider" herausgebracht, nun erscheint ihr drittes und ist vielleicht der deutlichste Beleg dafür, wie eine Band weiter an Profil gewinnen kann, wenn sie fleißig live auftritt.
Gitarrist und Sänger Ed Fraser, dessen schlagfertige Rhythmusgruppe (Chris Breuer am Bass und Nic Stockmann hinter den Kesseln) spätestens jetzt unverzichtbar ist, erzeugt mit wenigen ungelenkigen Riffs aus der klassischen Noise-Rock-Schule der frühen Melvins oder The Jesus Lizard und lakonisch nölender Stimme eine akustische wie emotionale Wucht, die ein normalsterblicher Einzelgänger nur mit einer Batterie von Loopern und Effektgeräten schaffen würde.
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Bei HEADS. allerdings spielt das Ambiente zusätzliche eine wichtige Rolle, was man bisher nicht so deutlich wahrgenommen hat wie auf "Push". Das Trio, dessen Mitglieder aus Deutschland und Australien stammen, hat seine Energie von der Bühne ins Studio transferiert, dessen Atmosphäre nun gleichfalls durchscheint; die unter der Ägide von Kadavar-Schlagzeuger Christoph "Tiger" Bartelt in Berlin eingespielte Platte (Cult Of Lunas Magnus Lindberg erledigte Mix und Mastering) strahlt städtische Kälte aus.
Der urban dreckige, reservierte Charakter macht die meistens kurzen Songs umso eindringlicher. 'Push You Out To Sea' verbindet die Monotonie von Bauhaus oder alten Killing Joke mit fiesen Dissonanzen, wobei sich der Dreier schlussendlich in einen Rausch spielt, den er u.a. auch am Ende des Highlights fiebrigen Höhepunkts 'Nobody Moves and Everybody Talks' erlebt.
Bei alledem immer geil: der herrlich schnoddrige, Aussie-britische Akzent des Frontmanns, an dessen Lippen man während des monochromen musikalischen Treibens vor allem deswegen hängt … Als Gäste treten u.a. Kristof Hahn von Swans und tatsächlich Markus E. Lipka von der verschollen geglaubten deutschen Kultband Eisenvater in Erscheinung, aber das ist eigentlich schnuppe.
FAZIT: Finsterer Noise Rock mit starkem Post-Punk-Schlag, vordergründig schroff abweisend und im Nachhinein - je häufiger man ihn hört - umso fesselnder. HEADS.' zweite Scheibe ist ein unbequemes Monster, auf das die Kult-Plattenfirma Amphetamine Reptile zu ihren Hochzeiten stolz gewesen wäre. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/9a6e8710ccc5455b8b5e77e6c4ef364f" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.05.2020
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29.05.2020