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Heen: Steppin‘ Up

Stil: Mitteleuropäisch-zeitgenössischer Pop-Soul

Cover: Heen: Steppin‘ Up

„Don't judge an album by its cover“ – diese Erkenntnis bedurfte offenbar wieder einmal eines treffenden Beispiels: Der vermeintliche Folkie mit dem kecken Hütchen auf dem „Steppin‘ Up“-Cover entpuppt sich nach den ersten Takten aus den Boxen als veritabler Soul-Crooner – na ja, fast. Die Sache ist etwas komplizierter.

„Steppin‘ Up“ ist das Debüt-Album des Kölner Sängers HEEN alias Heen Martens, vormals Andreas J. Klassen. Die zwölf Songs sind Originale und entstanden allesamt in Zusammenarbeit von HEEN und Jan Niemeyer, der das Album auch produziert hat. Die Kooperation der beiden Kölner stand hörbar unter einem guten Stern: Ihr Resultat ist ein Dutzend beachtlicher, in sorgfältiger und attraktiver Art in Szene gesetzter Songs.

„Cruisin‘“ – sehr cool, sehr relaxed, mit dezent aufspielenden Bläsern im Rückraum sowie passender Rap-Einlage – ist der ideale Eröffnungstrack, „Heart Attack“ ein erstes Highlight: HEEN zusammen mit Marissa Möller, Frontfrau der Neo-Soul Band „MOLASS“, ein Duett, das hohen Ansprüchen zu genügen vermag. Etwas weniger aufs internationale Pop-Geschäft zielt das energiestrotzende „Communication“: Nach schleppendem Intro geht die Post gehörig ab – wer hier nicht zumindest ein wenig ins Zucken gerät, ist ein Fall für die Neurologie.

Für wenig Begeisterung sorgen dagegen die Songs, bei denen sich HEEN in der Kopfstimme versucht. Als kleine Verzierung – wie etwa in der Ballade „Rainbow“ – mag das angehen, für längere Parts (z.B. in „Better Than That“) reicht die Tragfähigkeit seiner Falsett-Stimme nicht aus.

Wenn Alben aus unseren Breitengraden mit dem Stempel „File under Soul“ versehen werden, stellt sich unweigerlich die Frage nach dessen Berechtigung. Im Fall von HEENS „Steppin‘ Up“ darf die Frage vorsichtig bejaht werden: Doch, dieser Erstling transportiert Emotionen – auch wenn vieles noch leicht synthetisch und alles äußerst wohlkonstruiert tönt. Ein Quäntchen weniger Brain, ein Spürchen mehr Soul, das wär’s. Diesbezüglich verstehen wir den Album-Titel gerne als Versprechen.

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FAZIT: HEEN legt zusammen mit seiner hervorragender Band ein im Ganzen gesehen mehr als bloß solides Debüt-Album vor. „Steppin‘ Up“ zeugt von großer musikalischer Kompetenz auf der einen und hohen Ansprüchen an bestmögliche Umsetzung im Studio auf der andern Seite. Der ultimative Appetithappen für die kommenden Konzerte der Kölner Truppe!

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.08.2020

Tracklist

  1. Cruisin'
  2. Aphrodisiac
  3. Rainbow
  4. Better Than That
  5. Lift Me Up
  6. Heart Attack
  7. Somewhere By The Sea
  8. Stuck
  9. Over The Brink
  10. Bulletproof
  11. Communication
  12. Be Alright

Besetzung

  • Bass

    Hanna von Tottleben

  • Gesang

    Heen

  • Gitarre

    Yannick Richter

  • Keys

    Martin Lüdicke

  • Schlagzeug

    Valéry Heer

  • Sonstiges

    David Brück (Saxophon), Mathis Petermann (Trompete), Thorsten Heitzmann (Posaune), Simon Oslender (Orgel), Claudine Abu, Ornella Tobar Gaete, Julian Adler, Karin Biniasch (Backing vocals)

Sonstiges

  • Label

    Dackelton Records

  • Spieldauer

    42:13

  • Erscheinungsdatum

    13.03.2020

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