Mittlerweile haben HELDMASCHINE anscheinend keine ausgetüftelte Vorab-Werbemaschinerie mehr nötig, denn “Im Fadenkreuz“ kommt wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel heraus, überrascht aber unter rein musikalischen Gesichtspunkten umso weniger. Die ursprünglich als Nebenarm der verblüffend erfolgreichen und langlebigen Rammstein-Tributkapelle Völkerball gestartete Truppe hat sich nämlich seit ihrem noch recht spritzigen Debüt "Weichen + Zunder" (2012) nicht großartig weiterentwickelt.
Will heißen: Die Pfälzer stagnieren auf gehobenem Niveau und orientieren sich schon seit Jahren an dem Grundstein, den sie seinerzeit legten. Prinzipiell könnte der Großteil ihres aktuellen Materials ebenso gut von "Propaganda" (2014) oder dessen 2015er Nachfolger "Lügen" respektive dem im darauffolgenden Jahr erschienenen Longplayer "Himmelskörper" stammen. Zumindest aber scheint die Band die auf ihrem jüngsten Konzertmitschnitt "Live und laut" hervorgekehrte Energie mit ins Studio genommen zu haben, denn die neue Platte weist insgesamt einen angenehmen Vorwärtsdrang auf, den man so konsequent hervorgekehrt noch nicht von ihr kannte.
Ihren neuerdings betont gesellschaftskritischen Lyrics entsprechend packen die Opener 'Leck mich fett' und 'Luxus' (bereits von der EP “Volles Brett“ geläufig) kräftig zu. Rhythmisch sind die Nummern gewohnt straight, und da längst kein etatmäßiger Keyboarder mehr zur Besetzung gehört, laufen die Synthesizer bei HELDMASCHINE bekanntlich nicht erst seit gestern nur im Hintergrund mit. "Im Fadenrkreuz" gründet auch im weiteren Verlauf ('Wie Ein Orkan', 'Zwei Sekunden') auf bratenden Metal-Gitarren.
Die tanzbar elektronische Ausnahme (und der Schwachpunkt der Platte) heißt 'Maschinenliebe', wohingegen sich die Combo mit der schwülstigen Halbballade 'Gottverdammter Mensch' einen Fauxpas aus der Unheilig-Ramschkiste erlaubt. Im letzten Drittel wird es dann aufgrund mangelnder Neuerungen etwas öde, weshalb schon das stumpfe 'Härter', spätestens aber das austauschbare 'Gottverdammter Mensch' und die verpuffende Selbstironie 'Klingt wie Rammstein', glatt durchrutschen, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
FAZIT: HELDMASCHINE bleiben auf "Im Fadenkreuz" einer der besseren NDH-Acts mit allen Schikanen. Es gibt Besseres, aber umso mehr deutlich Schlechteres in diesem Segment. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/36fbea76d4b04f68821110e48022f83f" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.01.2020
MP / Soulfood
54:10
03.01.2020