Nur wenigen kurzlebigen Bands wurde die gleiche Ehre wie HELLHAMMER zu teil, noch lange nach ihren Ende als Untergrund-Heiligtum und Wegweise für eine ganze Szene gehandelt zu werden, und so unwahrscheinlich es auch erscheinen mag, dass jemandem heute, da man alles gehört zu haben glaubt, etwas Vergleichbares gelingt, so gut lässt sich der Stellenwert der Schweizer jedes Mal nachvollziehen, wenn man ihr einziges offizielles Werk auflegt.
Insofern ergibt die zigste und nun wohl ultimative Neuauflage von "Apocalyptic Raids" eine Menge Sinn. Tom Gabriel Fischer (Gitarre, Gesang) und Martin Eric Ain (Bass) existierten in der alpinen Provinz unter musikalischen Gesichtspunkten in einer Blase, sodass sie unter Ausnahme eines starken Venom-Einfluss nahezu unberührt von sämtlichen Entwicklungen in der emporkommende Metal-Szene blieben.
Das im Mai 1982 aus der Taufe gehobene und ziemlich genau 24 Monate später eingemottete Projekt war nach mehreren Demo-Testläufen in den Köpfen der beiden Vordenker, die sich von Drummer Bruce Day unterstützen ließen, eigentlich längst Geschichte, als ihnen Noise-Geschäftsführer Karl Walterbach einen Plattenvertrag anbot, mit dem sie die Aufnahme der EP inklusive zweiter Tracks für den zum Kult avancierten "Death Metal"-Sampler finanzierten.
Das primitive, aber bis heute ungeheuer brutal anmutende Gerumpel auf "Apocalyptic Raids" verhehlte den hohen Anspruch, den das federführende Duo in konzeptioneller Hinsicht an sich selbst stellte, und HELLHAMMER konnten sich vor Verrissen in der Metal-Mainstream-Presse nicht retten. Ihre Kritiker sind über die Jahre verstummt - nicht zuletzt wegen der unleugbaren Leistungen der Nachfolgeband Celtic Frost -, und besonders 'Massacra' sowie 'Horus/Aggressor' bleiben ungehobelte Bollwerke des wahrlich extremen Metal, auf die sich faktisch das gesamte Black-Metal-Milieu (und mehr) beruft.
Wie im Rahmen der "Noise lebt!"-Wiederveröffentlichungskampagne üblich kommt der Re-Release in einem schmucken Mediabook bzw. als edel in Klapphülle verpackte LP inklusive der beiden erwähnten Compilation-Nummern 'Revelations Of Doom' und 'Messiah'
FAZIT: Egal in welcher Form, HELLHAMMERs "Apocalyptic Raids" sollte jeder kennen, der in Sachen Metal-Historie mitreden möchte, und dank dieser Nachpressung gibt es nun auch für junge Generationen keine Entschuldigung mehr, falls sie die Pioniere des schonungslos brutalen, Black bzw. Death Metal ignorieren. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/d927becaa5c14037837b7ee423b69f80" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.04.2020
Noise / BMG
27:19
24.04.2020