Wenn HERZBLUT den Bären als Wahrzeichen ihrer Heimatstadt mit einem Nasenring und blutrotem Schlund auf einem ansonsten fast völlig monochromem Plattencover illustrieren lassen, schwingt dabei auch eingedenk des Titels viel vom Selbstverständnis der Band mit. Die persönliche Note, die sie ihrem aktuellen Werk u.a. mit Kinderfotos ihrer selbst verleiht, ist durchaus liebenswürdig, wenn auch ein bisschen bieder.
Die Musik an sich enttäuscht allerdings insofern, als HERZBLUT keine Anstalten machen, mit den Konventionen der deutschsprachigen, Punk-beeinflussten Rockmusik der vergangenen Jahre zu brechen - straighte Arrangements, wenig spielerisches Esprit gerade im Gitarrenbereich und einigermaßen charmante Refrains mit hymnischem Charakter, man kennt das alles hinlänglich, und die Umsetzung erfolgte auch im Studio anstandslos.
Als Gäste singen Sarah Farina in 'Ich bin frei' und Koefte DeVille im Titelstück mit, dessen Text wiederum von Erika Brüning stammt. Ansonsten schreibt Frontmann Benjamin Meier größtenteils allein und kommt häufig bedauerlicherweise nicht über plumpe Allgemeinplätze hinaus. um dies zu belegen, genügt ein bloßes Überfliegen des schlicht doofen Anti-Bullen-Statements 'Pegizei' oder von 'Ich kotz' im Strahl', wo er auf oberflächliche Weise flott mit dem bundesdeutschen (Medien-)Zeitgeist abrechnet.
Am Ende des Tages möchten HERZBLUT mit der altbekannten "wir gegen den Rest der Welt"-Masche durchkommen, die bekanntermaßen schon bei Böhse Onkelz hervorragend funktioniert hat. Der handelsübliche Kumpel-Rock auf "Berliner Jungs" geizt gleichfalls nicht mit klischiertem Pathos und zielt somit relativ unverschleiert auf eine eindeutige Zielgruppe ab. Die wird Gefallen daran finden, der Rest hat sich ohnehin schon zur nächsten Rezension auf diesen Seiten geklickt.
FAZIT: HERZBLUT bedienen sämtliche Stereotypen, die man mit zeitgenössischem Deutschrock im Fahrwasser von Krawallbrüder, Frei.Wild und Konsorten in Verbindung bringt. Ob "Berliner Jungs" besser, schlechter oder auf irgendeine Art bedeutender ist als deren Schaffen, mögen andere entscheiden, während sich dieser Schreiber hoffentlich spannenderer Musik widmet. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/246fa7560db9487e9801b902c3015021" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.02.2020
Demons Run Amok / Soulfood
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14.02.2020