Merkwürdig, spannend, faszinierend... und nicht so einfach einzuordnen ist das zweite Album von HEXER, das mit einem prächtigen Cover-Artwork aufwartet, welches zum Lauschangriff nahezu verpflichtet.
Zwei Bands, die mir beim Hören von "Realm Of The Feathered Serpent" sofort in den Sinn kommen, sind Gruenewald (eine der am Sträflichsten ignorierten Bands im deutschen Underground) und Obelyskkh. Wie diese beiden sind auch HEXER nicht dem puristischen Doom zuzuordnen, evozieren jedoch eine durch und durch doomige Stimmung, wenngleich diese mit psychedelischen Vibes durchsetzt ist und mitunter trotz sludgigem Gitarrensound und giftig-galliger Intonation nahezu sakral anmutet. Das Trio nimmt sich die Freiheit heraus, sowohl garstige Töne anzuschlagen, als auch sehr eigene Akzente im Songaufbau zu setzen. Da mögen andere Bands von mir aus sauberer und die einzelnen Musiker an ihren Instrumenten virtuoser zu Werke gehen, HEXER fesseln mit Kompositionen, die einerseits hypnotisch-geradlinig aufgebaut sind, andererseits immer wieder mit unerwarteten Details aufwarten und dann doch noch ein wenig die Richtung ändern. Wie im dritten Song "River Of Blood" mir-nichts-dir-nichts eine orientalisch anmutende Melodie eingeflochten wird, ist mindestens hörenswert - für mich sogar fast ein bisschen zum Niederknien, weil einfach saucool. Dass die Band im letzten Song ein Motiv aus dem ersten aufgreift und variiert, dabei fast ein bisschen ausrastet, mag sicher manche beim Hören ermüden, mir treibt es ein Grinsen aufs Gesicht. Das Album bleibt somit während knapp 40 Minuten in der Tat merkwürdig, spannend, faszinierend... und nicht so einfach einzuordnen.
Alledem sehr zuträglich ist eine Produktion, die der Individualität von HEXER Rechnung trägt und einen abgründigen Sound ermöglicht, in dem viel Unheimliches mitschwingt. Auch davon bin ich im wahrsten Sinne des Wortes be-geist-ert.
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FAZIT: "Realm Of The Feathered Serpent" ist dennoch und deswegen ein Album, an dem sich die Geister scheiden und so manche die Zähne ausbeißen werden. Nicht, weil die Aufnahme hochgradig komplex und kaum nachvollziehbar wäre, jedoch ziemlich eigen, nicht um zu sagen: verwegen tönt. Das wiederum kann das Trio auf jeden Fall für sich als Achtungserfolg verbuchen. Mir gefällt das abgründige psychedelische Klangbild ausnehmend gut, und ich hoffe, dass HEXER beim nächsten Album den hier eingeschlagenen Weg abenteuerlich beherzt fortsetzen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.11.2020
MG
MG
LS
MC
MC (percussions)
Crawling Chaos
38:39
09.10.2020