HEXX sind eine der vielen Kapellen aus der zweiten Reihe der Szene in der Bay Area von San Francisco, die sich in den mittleren bis späten 1980ern nach den Pionieren (Exodus, Forbidden, Legacy bzw. Testament, etc.) bildete. Nach drei achtbaren Longplayern war der Ofen zunächst einmal aus, und die Gruppe stellte sich im Zuge von Besetzungswechseln stilistisch neu auf, ehe sie über Century Media "Morbid Reality" veröffentlichte, ein derbes, semi-technisches Stück Todes-Thrash.
Obwohl ausgerechnet diese Scheibe insbesondere in Europa die höchsten Wellen schlug, nahmen HEXX infolge ihrer zwischenzeitlichen Auflösung eine Kurskorrektur vor und legten 2017 mit "Wrath Of The Reaper" ein Comeback hin, das den extremen (und extrem geilen) "Ausrutscher" ungeschehen machte. Die Platte war fraglos gut, aber nicht berauschend - auch weil sie nicht den Eindruck vermittelte, dahinter stünde eine organisch gewachsene Band.
Das Line-up von vor drei Jahren hat sich allerdings mittlerweile gefestigt, und das hört man dem Nachfolger an. Reibeisen-Stimme Eddy Vega ist neben Gitarrist Dan Watson als einzigem übrigen Gründungsmitglied die Schlüsselfigur im Gelingen von Projekt HEXX 3.0, einer Rückbesinnung auf den zwar gepfefferten, aber stets melodischen und verspielten Heavy Metal von dereinst.
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Davon abgesehen, dass "Entangled In Sin" wohl über die ausgewogenste Produktion in HEXX' wechselhafter Diskografie verfügt, muten die zusammengestellten Lieder wie ein stilistischer Querschnitt dessen an, was gemeinhin "Power Metal" genannt wird - beginnend mit dem rollenden Opener 'Watching Me Burn' und dem flotten Doppelschlag aus dem Titelstück sowie 'Vultures Gather Round' über mehrere keinesfalls langsamere Nummern hinweg ('Power Mad' istder Inbegriff von Speed Metal nach dessen ursprünglichem Verständnis) bis zum bedächtigen Finale 'Over But the Bleeding', das tatsächlich als einzige Komposition eine ruhigere Kugel schiebt
Zu den neuen Stücken gehört schlussendlich auch 'Signal 30 I-5' als "CD only"-Dreingabe vor zwei weiteren Bonustracks, bei denen es sich um in jüngerer Zeit aufgenommene Fassungen von Liedern des 1984er Debüts der Gruppe ("No Escape", übers Shredding-Label Shrapnel) handelt. Beide stehen ebenfalls auf einer vorab veröffentlichten Vinyl-Single.
FAZIT: Manchmal kommen sie wieder, und bei HEXX darf man in diesem Zusammenhang von einem Glücksfall sprechen, denn "Entangled In Sin" markiert nicht nur das rundum schlüssigste Werk in ihrer unsteten Karriere, sondern wirkt auf seine kräftig zupackende Art, für die sich Rädelsführer Dan Watson offensichtlich ein geistiges Stück seiner Jugend zurückgeholt hat, verblüffend zeitgemäß. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/d078bbd5ca6e4c8aa4fed4d1be607d9b" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.09.2020
High Roller / Soulfood
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25.09.2020