Seit seinem 2006er Solo-Einstand "The Adversary" hat sich Emperors Visionär IHSAHN nicht nur vom Black Metal emanzipiert, sondern auch Maßstäbe gesetzt, was extreme Musik im weiteren Sinn betrifft, und es damit sowohl in die Feuilletons als auch die Wahrnehmung der Mucker-Szene mitsamt ihren Fachzeitschriften geschafft - eben weil er Songwriting gleichermaßen traditionell angehen und weiterdenken kann, respektive über einen nunmehr unvergleichlichen Gitarrenstil verfügt.
Davon legt auch die aktuelle EP des Rundum-Musikers entschiedenermaßen Zeugnis ab: "Telemark" knüpft mit seinen tendenziell wieder derberen drei neuen Tracks eher an "Arktis" (2016) als das teils brutal-poppige und noch aktuelle Album "Ámr" (2018) an. Den Kurzformat soll in nächster Zeit ein weiteres folgen, das ebenfalls IHSAHNs namengebender Heimat gewidmet ist.
Wenige Sekunden nach Beginn des eröffnenden 'Stridig' fühlt man sich quasi wieder wie zu Hause, denn abgesehen davon, dass der Künstler herrlich knorrig in seiner Muttersprache faucht, doppelt Shining-Frontmann und Saxofonist Jørgen Munkeby wieder einmal die Riffs, wodurch eine vertraut schmatzende Klangkulisse entsteht. Ein ruhigere Mittelsektion führt zum umso dramatischeren Ende hin, ehe 'Nord' auf seine schreitende Art vage an jüngere Satyricon erinnert (bloß mit wehmütiger Atmosphäre), nicht zuletzt wegen des halb gesprochenen, halb gegrowlten Texts und relativ geradlinigen Rhythmus.
Das Titelstück weist einen zwitterhaften Charakter auf, der beispielhaft für den Stil des Norwegers steht - einerseits quirlig aufgrund seiner eingängigen Leitmelodie, andererseits vertrackt bombastisch (vor allem gegen Ende) und latent finster; als müsste IHSAHN daraufhin überraschen, gönnt er sich die "Frechheit", Lenny Kravitz zu covern, wobei sich der Groover 'Rock and Roll is Dead' als verblüffend originalgetreue Interpretation erweist und bewährt. Das Gleiche gilt letztlich auch für 'Wratchild' von Iron Maiden, wieder mit Unisono-Holzgebläse und hübsch heiserem Gesang.
FAZIT: "Telemark" mag "nur" ein Zwischendurch-Happen für IHSAHN-Fans sein, doch an den Verhältnissen dieses Ausnahmebarden gemessen ist das spannender und mehr, als andere mit ganzen Alben zu sagen haben. Dem, was da noch kommt aus der Telemark, darf man guten Gewissens entgegenfiebern, nicht enttäuscht zu werden. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/04f939eb972641d9a719ba7188d6f54f" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.02.2020
Candlelight / Universal
25:46
14.02.2020