Erwartet jemand angesichts eines neuen INCANTATION-Albums, dass sich die amerikanischen Death-Metal-Pioniere auf ihre alten Tage hin noch einmal erheblich verändern? Nein, und dementsprechend bewährte Kost bietet auch ihr 2020er Langspieler. "Sect of Vile Divinities" markiert allenthalben eine Feinabstimmung und Variation dessen, was die Band in der Vergangenheit mit diesem oder jenem Schwerpunkt gespielt hat.
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Gitarrist John McEntee, der seit 2004 auch singt und längst ein versierter Frontmann, aber nicht sonderlich ausdrucksstark ist, stellt mit seinem einseitigen Gegrunze die Achillesferse dar, über welche die Band seit je angreifbar war. Seine Performance passt allerdings gut zu back-to-the-roots-Nummern wie dem kurzen, geradlinig primitiven 'Furys Manifesto' oder 'Entrails of the Hag Queen', einem drauflos gehenden Geprügel vom Feinsten.
'Propitiation' und 'Unborn Ambrosia' enthalten elegische Melodien - vor allem wegen ihrer für die Gruppe nahezu verpflichtenden Schlepp-Parts, während andernorts Slayer-verdächtige Jammer-Solos die finstere Gesamtatmosphäre des Materials unterstreichen. 'Guardians From the Primeval' enthält in diesem Sinn die meisten Schlepper-Passagen, dicht gefolgt von dem ultra-garstigen Doppel aus 'Ignis Fatuus' und 'Scribes of The Stygian'
Das für INCANTATION-Verhältnisse recht technische 'Chant of Formless Dread' ist neben dem eingängigen, 'Siege Hive', mit dem das Quartett trotzdem relativ weit ausholt, das Glanzlicht des Albums. McEntee und sein sein Drummer bzw. Mitkomponist Kyle Severn orientierten sich beim Songwriting an ältere, straightere Songs in ihrem Repertoire, und dementsprechend "gruftig" klingt auch die Produktion, alldieweil die Tracks stetig zwischen Blastbeat-reichem Death Metal und Funeral Doom pendeln, wobei die Arrangements zahlreiche Tempo- und Stimmungswechsel zulassen.
FAZIT: INCANTATION waren, sind und bleiben eine stockkonservative Death-Metal-Band, wie sie praktisch nur aus den Vereinigten Staaten kommen kann, und "Sect of Vile Divinities" ist nichts weniger als ein stimmungsvolles, souverän alle für den Stil verlangten Häkchen setzendes Genre-Album. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/757474c304cf402bbcc07184eb01b68a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.08.2020
Relapse / Membran
45:55
21.08.2020