Und die nächste Kapelle auf Pure Steel, die schon weit über 20 Jahre aktiv ist, aber in all der Zeit keinen Fuß auf den Boden bekommen hat: INTENSE feiern 2012 ihren 30. (!) Geburtstag und stellen dieser Tage ihre erste LP seit neun Jahren zur Diskussion, womit sie sich auf der Höhe zumindest der Echtmetall-Zeit zeigen.
"Songs of a Broken Future" wurde satt produziert und ist ungeachtet subtil eingesetzter Keyboard-Flächen durchweg Metal. Das Quintett, zu dem vorübergehend auch ShadowKeep-Gitarrist Chris Allen gehörte, haute nach der Jahrtausendwende relativ regelmäßig gute Alben heraus ("Second Sight" 2004, "As Our Army Grows" 2007 und zuletzt 2011 "The Shape of Rage"), bevor es sich in Schweigen hüllte. Auf INTENSEs neustem Werk schimmert das Vermächtnis vieler älterer Mitbürger der Engländer mit, seien es die charakteristischen "twin guitar leads", die nach dem Vorbild von Thin Lizzy und Co. in der NWoBHM Einzug erhielten, oder jene galoppierende Rhythmik, die insbesondere Iron Maiden zu Weltruhm verholfen hat.
Ansonsten tragen die fünf Veteranen die Fackel ihrer Landsleute mit einer eigenen, leicht bombastischen Note weiter, wobei man sich wegen Frontmann Sean Hetheringtons belegt wirkender Stimme ein wenig an Blaze Bayley erinnert fühlt. In Sachen Riff-Härte reichen INTENSE bisweilen durchaus an die seit je etwas ruppigeren Vertreter der nordamerikanischen Variante ihres Stils heran, gleichwohl das Material einen angenehm unaufgeregten Charakter aufweist - nicht zuletzt eben wegen der Vocals in mittleren Lagen.
Ein Pferdefuß des Ganzen? Trotz oder gerade wegen des meistens höheren Tempos der Kompositionen mutet "Songs of a Broken Future" auf Dauer etwas gleichförmig an, zumal ein bis drei Knaller fehlen, anhand welcher man sich den Rest gewissermaßen "schönhören" könnte. Nicht dass irgendwelche Stinker enthalten wären, aber vier, fünf Tracks weniger, und das Ding wäre genaus gut gewesen oder eher noch besser geworden.
FAZIT: Guter bis sehr guter Power Metal im wahrsten Sinn des Wortes für Fans des zeitgenössischen "British Steel" oder auch von Iced Earth mit Matthew Barlow. Bloß sollte man keine den Amis entsprechende Hits von INTENSE erwarten … <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/57de35eabab74be59b42ed1e11790631" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.03.2020
Pure Steel / Soulfood
59:52
27.03.2020