Jaume De Viala spielte von 1979 bis 1983 bei der katalanischen Band CELOBERT MÀGIC, deren Musik er – laut Infosheet – solo jetzt fortführt. Nehmen wir so hin, ist aber schwer nachzuvollziehen, da selbst auf Discogs kein Eintrag zu CELOBERT MÀGIC zu finden ist.
De Vialas Musik hingegen lässt sich ganz gut beschreiben. Bietet das Album doch eine höchst gelungene Mischung aus Folk, Jazz-Rock, Weltmusik, Prog und Nova Cançó Catalana (Neues katalanisches Lied). Einen auffindbaren Vergleich bietet der wunderbare „Música Laietana. Zeleste“-Sampler.
Gerade so, als wäre Canterbury in spanische Gefilde teleportiert worden. Fusion der wenig anstrengenden Art, fein ziseliert, entspannt, ohne langweilig zu werden, mit teilweise deftigen, insbesondere von den Tasteninstrumenten betriebenen, Schlenkern Richtung Progressive Rock. Das Flötenspiel gemahnt an CAMEL und CARAVAN, die Gitarre darf gelegentlich bei Bill Frisell wildern und der ausdrucksstarke Gesang der barcelonischen Sängerin Judit Cucala, ebenfalls ein Ex-CELOBERT MÀGIC-Mitglied, lässt mitunter dunklere RENAISSANCE-Stimmung aufkeimen, ist aber meist tief in ihrer Heimat verwurzelt.
Das Album bietet kunstvoll verästelte Klänge, stilvoll zusammengebraut aus den oben genannten Zutaten. Ein vielschichtiges Kaleidoskop in Herbstfarben, bei dem es viel zu entdecken gibt. Gerade, dass das Pendel mal mehr Richtung Fusion, Folk oder Prog ausschlägt, macht einen großen Reiz von „Sonoritat De Mil Miralls“ aus. Die mitwirkenden Musiker stemmen das locker, am bekanntesten dürfte Gitarrist Dusan Jevtovic sein. Doch das Werk besticht in erster Linie durch seine hervorragende Ensemble-Arbeit, die die Musik zum Fließen bringt. Und mit kleinen Überraschungen und spannenden Wendungen nicht geizt.
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FAZIT: Jaume De Vialas „Sonoritat De Mil Miralls“ ist eine traumhafte musikalische Reise durch Katalonien, die sowohl auf der kleinen Folkbühne wie im Jazzkeller und im Prog-Rock-Theater Zwischenstation macht. Dabei homogen bleibt und gekonnt zwischen großer Sehnsucht und Laissez-faire kreist.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.10.2020
David Marroquin, Bernat Hernández
Judit Cucala
Jaume de Viala, Dusan Jevtovic, Jordi Bonell
Álvaro Gandul, Vasil Hadzimanov, David “Sam”
Xavi Reija
Pablo Selnik (flute), Robindro Nikolic (clarinet), Roger Conesa (sax, clarinet), Salvador Avià (bouzouki, lyrics), Kamal Musallam (oud), Jaume de Viala, Juanito Makandé, Oriol Madurell, Trissi Hernández (percussion)
Eigenpressung
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26.07.2019