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Reviews

Jesse Malin: Sunset Kids

Stil: Americana, Folk, Singer/Songwriter

Cover: Jesse Malin: Sunset Kids

Oh, welch in unseren Breiten bis dato unentdeckter Americana-Rohdiamant schlummert da doch in den Tiefen der musikalischen Bedeutungslosigkeit so vieler medialen Verdummungsmaschinerien, die ein Album wie „Sunset Kids“ von JESSE MALIN gänzlich unbeachtet links liegen lassen. Dabei haben doch längst der Rolling Stone oder Uncut euphorisch von einem „zeitlosen Album“ und einem „Mix aus Lower East Side Leidenschaft verknüpft mit SIMON & GARFUNKEL-Americana-Pop“ geschrieben und damit die Wirkung der musikalischen Kinder des Sonnenaufgangs bildhaft auf den musikhorizontalen Punkt gebracht.

Schon bei Malins Album-Opener <a href="https://jessemalinwcr.bandcamp.com/track/meet-me-at-the-end-of-the-world-again" target="_blank" rel="nofollow">„Meet Me At The End Of The World Again“</a>“ glaubt man, LOU REED hätte als Himmelsbote der irdischen Musiklandschaft einen Besuch abgestattet und noch dazu mit MICK JAGGER am Ende der Welt einen Musik-Deal abgeschlossen. Fast unmöglich, diesem Song nicht auf einen Schlag zu verfallen und mit der Hookline-geschwängerten Ballade <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Du3KPVQUmLw" target="_blank" rel="nofollow">„Room 13“</a>, vor der ein BOB DYLAN und NEIL YOUNG auf ihre arthritischen Knie fallen müssten, wird noch dazu diese Sucht gesteigert.

Genau in dieser faszinierenden Art geht es auf „Sunset Kids“ weiter, wobei einen durch den Refrain von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=uBQlXehMdCg&feature=emb_logo" target="_blank" rel="nofollow">„When You're Young“</a> selbst ein JOHN LENNON liebevoll zulächelt und der Rest der BEATLES Beifall klatscht.

In seiner Heimatstadt New York wird JESSE MALIN, den man in einem Atemzug mit RYAN ADAMS oder SUFJAN STEVENS nennen sollte, als „wahrer Outlaw-König von New York“ verehrt und wir europäischen „Idioten“ kümmern uns viel zu sehr um den TRUMPeligen Ami-Kaiser, den selbst ein Coronavirus nicht zur Vernunft bringt, anstatt mit offenen Ohren die wahrhaft amerikanischen Schönheiten zu entdecken. Dafür aber hat ihn eine ganz große Musikerin längst für sich entdeckt und gemeinsam mit ihm dieses Album als Produzentin zum Leben erweckt und natürlich ganz viel ihrer eigenen Aura hinzugefügt: LUCINDA WILLIAMS!

Malin verwendet auf seinen jeweils aktuellen Alben gerne auch ältere Songs früherer Platten, die er ganz speziell in das neue Stimmungsgefüge einpasst. So sind bei den 14 Songs auf „Sunset Kids“ beispielsweise gleich drei Versionen frühere Platten enthalten, von denen „Meet Me At The End Of The World Again“, ehemals eine Single aus dem Jahr 2017, besonders gut gelungen ist.

Der Fokus liegt natürlich auf den neuen Songs, welche allesamt auch textlich von den Aussagen und der Poesie her beachtlich ausfallen. Bestes Beispiel ist hierbei „Room 13“, bei dem LUCINDA WILLIAMs unmittelbar als Musikerin mitwirkt, und in dem das wahre, stressvolle Dasein eines Musikers beschrieben wird, dessen Leben sich im Grunde größtenteils nur in den Hotelzimmern fremder Städte abspielt, in denen man gerade ein Konzert gibt.

Mit „Shane“ ehrt Malin den begnadeten POGUES-Sänger SHANE McGOWAN, dem es leider nie so richtig gelang, seinen Alkoholismus in den Griff zu bekommen: „Drinking with the angels until the early morning / All those dirty faces filling up your pages / Gonna keep on running, they said you never make it / Everybody sends their love...“

Auf „Strangers And Thieves“ holt sich Malin dagegen gleich einen bekannten Sänger als Duett-Partner mit ins Boot, den GREEN DAY-Frontmann Billy Joe Armstrong. Und bei gleich drei Songs wirkt zusätzlich der großartige amerikanische Singer/Songwriter JOSEPH ARTHUR mit.

Egal, welchen Song man auch auswählt, alle sind sehr emotional gehalten, brechen nie wirklich aus, bewegen einen dafür aber um so mehr im Americana- und Singer/Songwriter-Universum, woran garantiert auch Lucinda Williams einen erheblichen Anteil hat.

„Sunset Kids“ lässt tatsächlich die Sonne am Americana-Horizont aufgehen.

FAZIT: Auf seinem bereits achten Studio-Album „Sunset Kids“ legt der New Yorker Singer/Songwriter JESSE MALIN ein poetisches American-Meisterwerk vor, das maßgeblich auch durch den Einfluss von LUCINDA WILLIAMS, die als Produzentin und Musikerin darauf mitwirkte, beeinflusst ist. Für folky Americana-Freunde unverzichtbar!

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Ein kleines PS als besondere Empfehlung: Wer dieses Album von JESSE MALIN ähnlich wie der Kritiker lieben sollte, dem empfehlen wir zudem unbedingt einen Blick auf das Label <a href="https://www.makemydayrecords.de/de" target="_blank" rel="nofollow">MAKE MY DAY RECORDS</a> zu werfen, das sich als erklärtes Ziel auf die Fahnen geschrieben hat: „Gute Musik für gut Menschen zu machen…“ Das können wir so im vollen Umfang nur bestätigen! Und natürlich klingt vieles von dem, was es bei Make My Day Records zu hören gibt, ähnlich wie die "Sunset Kids"!

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.03.2020

Tracklist

  1. Meet Me At The End Of The World Again
  2. Room 13
  3. When You're Young
  4. Chemical Heart
  5. Promises
  6. Shining Down
  7. Shane
  8. Strangers & Thieves
  9. Revelations
  10. Gray Skies Look So Blue
  11. Do You Really Wanna Know
  12. Friends In Florida
  13. Dead On
  14. My Little Life

Besetzung

  • Bass

    Catherine Popper, Dave Sutton

  • Gesang

    Jesse Malin, Derek Cruz, Catherine Popper, Lucinda Williams, Joseph Arthur, Billy Joe Armstrong

  • Gitarre

    Derek Cruz, Jesse Malin, Doug Pettibone, Tim Wheeler

  • Keys

    Rob Clores, Geoff Sanoff, Gregg Foreman, Matty Pickles, Joe McGinty

  • Schlagzeug

    Randy Schrager

  • Sonstiges

    Mike Montali, Kia Warren, Liza Colby (Backing Vocals)

Sonstiges

  • Label

    Wicked Cool/The Orchard

  • Spieldauer

    47:06

  • Erscheinungsdatum

    30.08.2019

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