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Joe Volk + Naiare: Primitive Energetics

Stil: Indie Rock

Cover: Joe Volk + Naiare: Primitive Energetics

<b>„Während ich an dem Album arbeitete, verlor ich mich regelrecht in den Songs – und das war keine leichte Geburt. Am Ende bin ich sehr stolz auf das Resultat und hoffe, dass alle die Musik auf dem Album als ein ganz spezielles, magisches Geschenk begreifen.“</b> (Joe Volk)

Wie sehr liebte man doch in den Anfangstagen und Nachmillenium-Jahren die progressive, fast für jeden PINK FLOYD-Freund göttlich anmutende Musik der britischen CRIPPLED BLACK PHOENIX, die im Grunde den der altgewordenen, recyclebar anmutenden Sound der PF-Helden auf intelligente und überzeugende Weise weiterentwickelten und -schrieben.
Statt in Klon- oder Tribut-Aktivitäten zu verfallen, wartete CBP mit cineastisch anmutenden Breitwandsounds voller progressiver Verträumtheit und Düsternis auf, denen etwas schlicht Hypnotisches innewohnte. Einen entscheidenden Anteil daran trug bis zum Jahr 2012 auch deren Sänger und Texter JOE VOLK mit seinen poetisch-geheimnisvollen Texten und einer Stimme bei, die man, auch ihrer irgendwie etwas weinerlich erscheinenden, an die Solo-Alben eines SYD BARRETTs erinnernden Art wegen, nie wieder vergisst. Volk selber aber kam damals mit seiner Band GONGA aus dem finsteren BLACK SABBATH-Umfeld des Doom Metal und Hardrock, aber nicht Progressive-Rock, was man natürlich bei seiner nunmehr ehemaligen Band nicht spürte, auf seinen Solo-Alben allerdings unüberhörbar wiedererfährt.

Nach <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2016/Joe-Volk/Happenings-And-Killings/" target="_blank" rel="nofollow">seinem grandiosen letzten Album „Happenings And Killings“</a>, das nunmehr bereits vier Jahre zurückliegt, folgt endlich mit „Primitive Energetics“ eine ähnlich finstere Fortsetzung, bei der neuerdings durch die Hinzunahme von Thomas Fahrni, einem Psychedelic-Noise-Gitarristen, genau diese Psyche-Noise-Einflüsse deutlich ausgebaut und sogar in „Into Your Movements“ mit ekstatischen Schreien auf die Spitze getrieben werden. Demgegenüber gibt es aber auch jede Menge ruhige, fast klassische oder jazzige Elemente auf „Primitive Energetics“ zu entdecken, die mit Streichern oder Akkordeon („The Decline“ & „Pioneer Of Colour“) und Kontrabass sowie Trompeten („Individuation“) angereichert sind.

Das abschließende „Whitesheet“ klingt gar so, als hätten sich ENO & FRIPP erneut zusammengetan, um mal wieder einen gemeinsamen Song, allerdings vordergründig im KING CRIMSON-Style, einzuspielen, der am Ende von CRIPPLED BLACK PHOENIX postrockend übernommen wird. Und wieder beweist JOE VOLK auch hier, dass er mit seinen spinnerten Musik-Ideen einem SYD BARRETT verdammt nahe kommt, selbst wenn der „Crazy Diamond“ sich leider mit all seinen berauschenden Cocktail-Experimenten jegliche Musikgenialität weggeballert hatte.

JOE VOLK – Shine On!

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FAZIT: Der nächste Solo-Anlauf unter eigenem Namen, allerdings mit NAIARE-Bandbegleitung. „Primitive Energetics“ des ehemaligen CRIPPLED BLACK PHOENIX-Sängers und Gitarristen JOE VOLK, der aus Bristol stammt und in Bern lebt, ist erneut eine düstere Angelegenheit geworden, die nahtlos am Vorgänger „Happenings And Killings“ anknüpft. Doch trotz des Titels und der schwermütigen Atmosphäre entwickelt „Primitive Energetics“ eine energetische Dynamik, die einen anfangs gefangen nimmt und zum Ende hin voller Stromstöße regelrecht mitreißt.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.08.2020

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (21:03):
  2. The Decline (5:34)
  3. Pioneer Of Colour (4:08)
  4. The Lives Of Others (6:32)
  5. Individuation (4:49)
  6. <b>Seite B</b> (20:52):
  7. Let The Kings In (6:49)
  8. Timebombs (4:14)
  9. Into Your Movements (4:24)
  10. Whitesheet (5:25)

Besetzung

  • Bass

    Jürg Schmidhauser

  • Gesang

    Joe Volk

  • Gitarre

    Joe Volk, Thomas Fahrni

  • Schlagzeug

    Thys Bucher

Sonstiges

  • Label

    Glitterhouse Records/Indigo

  • Spieldauer

    41:55

  • Erscheinungsdatum

    24.04.2020

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