KAMELOT machen eine halben Sachen. Nach ihren bescheidenen Anfängen als traditionelle Power-Metal-Band, die sich noch kaum von orchestralen Klängen beeindruckt zeigte und eine typisch altertümliche (Mantel-und-Degen-)Bildersprache bemühte, wurden die Amerikaner um Hauptkomponist Thomas Youngblood zusehends sinfonischer, gleichzeitig da Roy Khan (Conception) ihren Sound als neuer Sänger nachhaltig prägte. Mittlerweile steht der junge Skandinavier Tommy Karevik hinterm Mikrofon der Gruppe und hat sich live längst als starker Frontmann bewährt - nachzuhören nun auf " I Am The Empire – Live From The 013".
Das aufgenommene Konzert fand im Roadburn-Lieblings-Venue (allerdings nicht im Rahmen des Festivals) 013 im niederländischen Tilburg statt und deckt die Diskografie der Band (Geschichtsverleugner! Die ersten zwei Scheiben werden ignoriert …) mit einem Schwerpunkt auf jüngeren Jahren ab, wartet aber wie zu solch besonderen Anlässen zu erwarten auch mit einigen Besonderheiten im Programm auf.
An jenem Septembertag 2018 baten KAMELOT allerlei erlauchte Gäste nach Mitteleuropa, konkret einen amerikanischen Kinderchor, zu dem auch Youngbloods Sohn gehört, im tatsächlich flammenden 'Burns to Embrace', Arch Enemys Alissa White Gluz während der Smasher 'Liar Liar (Wasteland Monarchy)' und 'Sacrimony (Angel of Afterlife)' sowie Charlotte Wessels (Delain) für die Live-Premiere von 'Under Grey Skies, nicht zu vergessen Amaranthes Elize Ryd, die Gluz für den Bandhit 'March of Mephisto' zur Seite steht, das Streicherinnen-Ensemble Eklipse ('My Confession' - wie dafür geschrieben) und Lauren Hart von Almost Human, die Tommy in 'Phantom Divine (Shadow Empire)' begleitet.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/1WvWbUgCcJw" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
Man mag es kaum glauben, aber die Lieder bleiben den Studio-Originalen grundsätzlich ähnlich. KAMELOT haben nichts großartig umarrangiert, sondern bieten schlichtweg von allem etwas mehr - zu viel vielleicht für manche Geschmäcker, denn schon im Zusammenhang mit ihren regulären Alben kann keine Rede mehr von einer bodenständig rockenden Band sein, und in diesem Ambiente wird das umso deutlicher.
Ansonsten werden KAMELOT souverän Maßstäben gerecht, die ihre Zeitgenossen Epica und Nightwish gesetzt haben, nicht mehr und nicht weniger.
FAZIT: "I Am The Empire - Live From The 013" soll keine erdige Konzertnachlese sein, sondern zeigt KAMELOT in Überlebensgröße mit allen Schikanen, die der Symphonic-Metal-Fan erwartet. Ebendiesen und sonst niemanden bedient die Band schließlich nicht erst seit gestern, also handelt es sich beileibe nicht um eine Überraschung. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/2303a92ed3e64e0ca75c0a065c9f8678" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.08.2020
Napalm / Universal
105:01
14.08.2020