"City Burials" ist KATATONIAs Meisterwerk, daran besteht nach längerer Dauerrotation zumindest für diesen Hörer, der sich in den letzten Jahren wohlgemerkt zusehends von der Band entfremdet sah, keinen Zweifel.
Warum? Kälte und Wärme, Metal und "Goth", wenn man so will, stehen auf dem neuen Album der Schweden praktisch in perfektem Einklang. Jonas Renske geriert sich mittlerweile zu einem fast klassischen Rock-Tenor - höre ‚Behind The Blood‘, das auch durch ein flammendes Gitarrensolo fürs nächste Progressive Rock-Festival besticht … ein Milieu, in dem spätestens jetzt fest mit der Gruppe zu rechnen ist. Dazu braucht man des weiteren nicht nur den mehr als offensichtlichen Pink Floyd-Kniefall ‚Rein‘ oder die minimalistische wie herzerweichende Ballade ‚Vanishers‘ im Duett mit Anni Bernhard von den Stockholmer Alternative-Proggies Full Of Keys als Belege anzuführen.
Im Großen und Ganzen sind sich KATATONIA treu geblieben, wirken aber wie ausgewechselt, als hätten sie ihr ultimatives Werk vorlegen wollen. Einige erstaunlich saftige Gitarren-Momente wie schon im eröffnenden ‚Heart Set To Divide‘, wo dank Session-Organist Anders Eriksson auch auffallend jazzige Keyboard-Untertöne überraschen, spannen einen Bogen zu den Wurzeln der Band, bei der man gleichwohl wie im Fall von Opeth bedauert, dass sie nicht hin und wieder auf extreme Vocals zurückgreift.
Andererseits erscheint "City Burials" dafür, was es ist, mehr oder weniger vollkommen. 'Flicker' verblüfft als abwechselnd federnder Pop mit Synthesizer und Schwermetall mit moderner Doom-Schlagseite, die auch das elegische Titelstück aufweist. Das rhythmisch sprunghaft wippende ‚Neon Epitaph‘ könnte am ehesten auf den Klassiker "Viva Emptiness" (2003) stehen, auch wenn die Stimmung versöhnlicher anmutet - und bis zum letzten To des gleichsam bestärkenden Finales ‚Untrodden‘ so bleibt. Das elektronisch zischende und blubbernde ‚The Winter Of Our Passing‘ wird schließlich ein für die Gruppe klassischer Mellow-Rocker mit hymnischen Refrain.
FAZIT: Davon abgesehen, dass sich KATATONIA mit "City Burials" selbst übertroffen haben, ist die Band (falls nicht schon vorher gewesen) frei von jeglichen Genre-Stereotypen (Finsterlinge, Trauerklöße, etc.) und reicht eines der bislang erwachsensten, zuversichtlichsten und - unter rein kompositorischen bzw. handwerklichen Gesichtspunkten - zwingendsten Alben des Jahres eingereicht! <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/913c322860f8467b95d3c0367145bee6" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.04.2020
Peaceville / Edel
50:53
24.04.2020