„Blue Hour“! Die blaue Stunde, der Moment des Übergangs von der Dämmerung zur Nacht, steht bei vielen zugleich dafür, dass man erschöpft und kraftlos geworden ist, eben ausgebrannt – aber sich auch nach innerem Frieden und Ruhe sehnt. Ganz ähnlich erging es dem kanadischen Singer/Songwriter LAURENT BOURQUE, der allerdings nicht nur auf akustisches Liedgut, sondern auch viel „Synthetisches“ sowie Orchestrales setzt und in seinem Song „Lightning Mood“ fast alles miteinander vereint.
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Nachdem er 2014 sehr erfolgreich mit „Pieces Of Your Past“ debütierte und damit gleich den kanadischen Stingray Rising Star Award abräumte, fiel er überraschende in ein kreatives Loch, aus dem er sich mit dem Vorsatz, erst wenn er 100 Songs geschrieben hätte, wieder herausholen wollte. Sechs Jahre später dürfen wie auf „Blue Hour“ nun das Beste aus diesem hundertfachen Song-Ergebnis hören, womit schon klar wird, dass diese sicher durchaus neben der Vielfalt auch so einige Unterschiede aufweisen werden. Das hat allerdings auch zur Folge, dass Bourques zweites Album etwas unausgegoren, fast aneinandergestückelt wirkt, wenn mal das Piano vom Syntie oder Streichern abgelöst wird und der Indie-Pop sich Richtung Bar-Jazz oder Electro-Bombast bewegt, dann wieder eine Lounge-Atmosphäre entfaltet, wobei besonders die sehr sanfte, etwas an RUFUS WAINWRIGHT erinnernde Bourque-Stimme, viel Wohlfühl-Atmosphäre verbreitet.
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Größtenteils lebt „Blue Hour“ von Piano-Pop-Balladen mit deutlichem Hang zur Melancholie und dunklen Momenten, die gerne auch von breiten Streichersätzen, wie auf „Wait & See“, untermalt werden können. Oft fühlt man diesen Hang nach ewiger Schönheit und Ruhe sowie Geborgenheit im „Motherland“.
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Aber wir finden auf „Blue Hour“ auch RADIOHEAD-„Kid A“-Anspielungen, wie bei dem Titelsong, der zugleich das Album eröffnet, oder dem bereits erwähnten „Lightning Mood“. Hier übernehmen die Synthies häufig die Klavier-Parts und entführen den Hörer in elektronische Welten, wie man sie besonders von der französischen Band SYD MATTERS kennt, die dem Singer/Songwriter aus Toronto, der noch dazu offensichtlich von MORRISSEY begeistert ist, ebenfalls nicht unbekannt sein werden.
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So ist „Blue Hour“ ein entspanntes und zugleich etwas durcheinandergewirbeltes Indie-Pop-Album geworden, bei dem man die Harmonie genießt, aber vergeblich nach einem logisch erscheinenden Konzept sucht. Und selbst wenn „Blue Hour“ bereits für den aktuellen Stingray Rising Star Award nominiert ist, fehlt ihm im Sinne von „Matador“ neben dem roten Faden irgendwie auch das rote Tuch, welches einen so richtig heiß macht.
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FAZIT: Der aus Toronto stammende Singer/Songwriter LAURENT BOURQUE mit einem Hang zu Lounge-Schwelgerei und Synthie-Bombast sowie getragenen Streichern und „Kid A“-Verspieltheit lässt den Hörer gerade mal 35 Minuten lang an der „Blue Hour“ teilnehmen. Zeitlich also eine Mogelpackung, musikalisch aber auch durch die sanfte, einprägsame Stimme des Kanadiers ein entspannender Musik-Genuss.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.08.2020
CCS Rights Management/Believe
36:07
31.01.2020