Dank ihres noch aktuellen dritten Albums „The Wizard And The Tower Keep“ (2019) haben LEGENDRY mittlerweile einen gewissen Status im True-Metal-Underground, wobei die beiden über das portugiesische Kleinstlabel Non Nobis Productions erschienen Vorgänger mittlerweile fast nur noch digital zu haben sind. Die Reissue-Experten von GoldenCore haben das 2016 erschienene Debüt "Mists Of Time" und das zweite Album "Dungeon Crawler" aus dem darauffolgenden Jahr nun in remasterter Form zu einem stimmigen Doppelpaket geschnürt.
Trotz der klanglichen Aufbereitung scheppert besonders der Einstand noch dünn vor sich hin, doch das wirkt im Verbund mit Bandkopf Vidarrs Mark-Shelton-Gedächtnisnäseln durchaus charmant; der selige Frontmann von Manilla Road ist ein gutes Stichwort, wenn es um den Stil auf "Mists of Time" geht, zumal LEGENDRY auch den Gassenhauer 'Necropolis' covern - eine einfache wie tückische Angelegenheit, bei der sie sich jedoch achtbar aus der Affäre ziehen.
Die Platte enthält auch Tracks des vorangegangenen Demos "Initiation Rituals" und besticht vor allem dadurch, dass das Trio anheimelnde Akustik-Parts nahtlos mit stampfendem Metal-Rock verklebte. Dafür, dass dabei Atmosphäre wie in alten Sandalen- und Fantasy-Streifen aufkommt, braucht man eigentlich weder Robert E. Howards 'Cimmeria' als Gedicht-Intro noch andere offensichtliche Fingerzeige wie 'Winds of Hyboria', dem in puncto Songwriting bisherigen Karriere-Highlight der Gruppe … bei einer Spielzeit von zwölf Minuten wohlgemerkt.
Musikalisch hat die Chose trotz ihrer noch leicht amateurhaften Anmutung eine nicht zu verachtende Vielfalt zu bieten, beginnend mit den düster ruppigen Highlights 'Ancestors' Wrath' und 'Phoenix on the Blade' (Speed!), gefolgt von dem fast zehnminütigen Titelsong, der immer noch eines der Meisterstücke des Hauptkomponisten ist, und abgerundet durch die sympathisch infantile Fan-Hymne "For Metal We Ride".
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"Dungeon Crawler" klingt ausgewogener und druckvoller, was den vielschichtigeren Aufnahmen zugute kommt, auch wenn der Schlagzeugsound die Achillesferse der Combo bleibt (übrigens bis heute). Der Titeltrack geht in seinen peitschenden Momenten sofort Hit mit - ja, wieder Manilla Road - 'Up From the Crypt'-Flair ins Ohr, spiegelt aber auch jene progressiven Ambitionen wider, die LEGENDRY mittlerweile auch souverän verwirklichen können. Bei 'Swords of Zeus' handelt es sich um ein von Geschmack zeugendes Cover von Lords of the Crimson Alliance, die neben Brocas Helm auch Pate für rohe Rocker wie 'Rogues in the House' gestanden haben dürften.
Ob oder nicht, der Zweitling der Gruppe ist ihr erstes Werk, dem man Potenzial auf internationaler Ebene bescheinigen darf, denn LEGENDRY gehen detailverliebter und spürbar hingebungsvoller zur Sache als etwa Visigoth, die auf ihre zynische wirkende Art eines an Erfolg mit plakativ klischiertem Heavy Metal haben. Vielleicht sind diese Kollegen hier aber genau deshalb zu einem Schattendasein verdammt; sie meinen es zu ernst …
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FAZIT: LEGENDRY waren und sind eine gänzlich unironische Tributband, die das Vermächtnis von Manilla Road und Cirith Ungol, aber auch Proto-Metal-Acts wie Granmax, Ashbury, Legend und den kanadischen Asia amtlich verwalten könnten. Ihre ersten beiden Longplayer sind für Freunde des Kauzigen akustische Schatztruhen, an denen man sich nicht allzu schnell satt hört. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/7965fb556cc7411eac7eb5117458fe0f" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.10.2020
Evil St. Clair, Choo
Vidarr
Vidarr
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GoldenCore / Zyx
55:05 + 44:39
30.10.2020