Auf Tour mit Riverside trafen LESOIR auf ein für sie perfektes Publikum: Ihr überwiegend auf intim ruhigen Momenten beruhender Prog-Stil passt hervorragend zum introvertierten Sound der Polen und dem Zeitgeist generell, der momentan in der Szene vorherrscht. Auf ihrem neuen Album setzt sich die Formation mit persönlicher Identität auseinander - den Oberflächen, die wir nach außen hin zeigen, um uns nicht angreifbar zu machen, und deren meistens schönem Schein wir häufig selbst aufsitzen, wodurch wir uns von uns selbst entfremden.
„Mosaic“ ist aber bei aller Innerlichkeit das wohl zugänglichste Album im bisherigen Repertoire der NiederländerInnen, was diese bestimmt auch den federführenden Studioleuten im Hintergrund verdanken dürfen; schließlich arbeiteten sie mit den Produzenten und Beratern von niemand Geringerem als den britischen Schwergewichten Muse zusammen, und dementsprechend komplex-kompakt fällt eben das Resultat aus.
Die Band lässt Anspruchsvolles locker-lässig klingen, sowohl verhalten heitere Tracks wie das Titelstück zu Beginn oder das sehnsüchtige ‚Somebody Like You‘, das die Welt zu umarmen scheint, als auch finstere Gitarrenschwere – etwa in ‚This Is It‘ oder dem siebeneinhalbminütigen Angelpunkt Instrumental ‚Dystopia‘ –, was das Werk umso dynamisch macht.
Die Formation spendet grundsätzlich allein schon deshalb Zuversicht, weil sie auf still und sparsam inszenierte Parts immer opulente Segmente folgen lässt, oft mit chorischen Gesangsarrangements wie während des berührenden ‚The Geese‘.Der himmelhochjauchzende Grundcharakter bleibt bis zuletzt in Form des überlangen ‚Two Faces‘ (hallo Pink Floyd) und verleiht dem Ganzen beachtliches Crossover-Potenzial.
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FAZIT: Was LESOIR mit "Mosaic" in nur zehn Tagen aufgenommen haben, kommt einer bis auf weiteres ultimativen Definition ihrer selbst gleich. Wer Progressive Rock schätzt, der über die meisten Konventionen dieses Genres erhaben bleibt, sollte die Platte unbedingt kennen. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/36210cbdcbd64a75999161b2923a92ca" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.04.2020
Glassville / Dutch Music Works
49:18
01.05.2020