Sich selbst nennen LESTER mitunter "Heavy Pop"; weniger abstrakt und im Sinne der Band, die richtige Zielgruppe zu erreichen, kann man sie auch als idealen Stoff für Freunde von amerikanischem College Rock und Emocore der 1990er (Jimmy Eat World, etc.) bezeichnen - wohlgemerkt mit deutschen Texten, die Ende 2020 genauso zeitgemäß wie unverbindlich wirken.
Das Quartett versteht sich auf simples, geradliniges Songwriting im Takt von zwei bis drei Minuten jeweils, komplett mit "Oh"-Chören und wenigen Breaks, die das Album dynamischer gemacht hätten. Potenzielle Hits lassen sich in Form von 'Fickersticker' (greift den Plattentitel auf und ist eines der textlichen Highlights des Albums) oder 'Loriot' trotzdem ausmachen.
Was sie auf der Achse zwischen Argentinien und China ('Rosario-Xinghua') suchen, wissen LESTER unterdessen wohl nur selbst. "Die beste aller Zeiten" weckt unabhängig davon und trotz der kurzen Gesamtspielzeit von nur einer halben Stunde einen zu gleichförmigen Eindruck, denn die Band komponiert einseitig nach dem mehr oder weniger gleichen Prinzip, während ihre Texte allein nicht immer so zwingend sind, dass man gebannt bei der Stange bleiben muss.
LESTER verzapfen mehrere weitere Hymnen, die durchaus auch am Arena-Rock von Die Toten Hosen kratzen, etwa 'Pagodenburg' mit seinem repetitiv perlenden Gitarrenmotiv oder am Ende das lakonische 'Baerensee', das wie auch einige andere Tracks besonders offensichtlich an … But Alive bzw. Kettcar denken lässt. Frontmann Andy hat allerdings verglichen mit Marcus Wiebusch eine quäkige Stimme, an die man sich gewöhnen muss.
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Inmitten der einstweiligen Indie-Beliebigkeit erfrischen das ruppig flotte 'Trick17' und der explosionsartige Singalong 'Treppenhaus' (genau 101 Sekunden lang) als Ausnahmeerscheinungen; nichtdestoweniger ist "Die beste aller Zeiten" eine sympathische Deutschrock-Platte abseits der ansonsten damit einhergehenden Klischees.
FAZIT: "Die beste aller Zeiten" bietet im Großen und Ganzen manchmal zu angenehm harmonischen Saubermann-Punk, mit dem LESTER nicht vor allen Klischee-Fallen dieses Stils gefeit sind. Einige Lyrics wirken stereotyp motivierend oder besserwisserisch, während es der Musik selbst an Spannung mangelt. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/92c99b51c465449ba0292d818b2cab0e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.10.2020
Jasper
Andy, Phil
Schindl
Crestwood-Loud Media / Warner
31:04
30.10.2020