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"Ulu ist alles, was wir vergessen", erklärt Lili Refrain unverbindlich, worin sich auch der Charakter ihrer Musik widerspiegelt.

Die "Einfrau-Armee" schafft mit E-Klampfe, Mikrofon und Looper kauzige Soundkulissen wie aus dem Stegreif, wobei sich die grundlegend perkussive Anmutung des Materials auf "Ulu" aus dem Einsatz lediglich einer Standtrommel ergibt. Wie die Italienerin diese (und übrigens auch noch Synthesizer) auf der Bühne bedient? Nun, das muss man wohl selbst bei einem ihrer Konzerte herausfinden.

Was die Instrumentalistin und Sängerin aus Rom ohne Computerhilfe oder Backing-Tracks mittels digitaler Bandschleifen erzeugt, ist ein beachtenswerter Klangsog, in den man sich unweigerlich hineingezogen sieht. Bei "Ulu" handelt es sich um eine mitgeschnittene Session, die der Einstimmung auf Longplayer Nummer vier dienen soll, denn Lili Refrain hat bereits drei Alben veröffentlicht, und diese EP enthält nur einen live in Echtzeit in der Heimatstadt der Künstlerin (16th Cellar Studio, also kein Club oder dergleichen) eingespielten Song, der wiederum in drei Segmente unterteilt ist.

Dieses Experiment lässt sich lapidar gesagt als meditative Form von Ambient beschreiben. Die vielen Überlagerungen steigern sich mit erstaunlicher Wucht, und Lilis Silbengesang geht sprichwörtlich durch Mark und Bein. Während die minimalistischen Modulationen hypnotisieren - vor allem dann, wenn man genauer hinhört -, vergeht die Spielzeit wie im Flug - zumal ab dem Segment "TERRA" Riff-Handkantenschläge verteilt werden, die beinahe metallische Ausmaße annehmen.

Das Ganze hat durchaus etwas von der rituellen, schamanischen Musik von Formationen wie Wardruna, auch wegen gewisser Folk-Anteile und der spürbaren Spiritualität, mit der Frau Refrain zu Werke geht.

FAZIT: "Ulu", dessen handgemalte Cover übrigens dem spontanen Gedanken entspricht, der hinter dem Projekt steckt, ist ein überhaupt nicht schwer zu erfassendes Stück Avantgarde von außerordentlicher Vielschichtigkeit. Lili Refrains Schaffen funktioniert auf mehreren Ebenen und - so es jeweils auf offene Ohren stößt - in vielen Szenen zwischen Psychedelic Rock, akustischer sowie elektronischer Musik. Klangforscher, checken sie jetzt! <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/20418b1d620041d9924ca89388f3cf80" width="1" height="1" alt="">

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.03.2020

Tracklist

1. GULA
2. TERRA
3. MUL

Besetzung

Sonstiges

• Label

  Subsound

• Spieldauer

  22:07

• Erscheinungsdatum

  20.03.2020