Optisch zunächst pure Nostalgie mit dem Passagierflugzeug „Bristol 175 Britannia 324“ der Schweizer Fluggesellschaft „Globe Air“ aus den 1960er-Jahren auf dem Cover – und darauf auch klanglich eine Rückführung in längst vergangene Zeiten: LITTLE TEETH huldigen der alten Power-Pop-Schule, wie sie in den Siebzigerjahren etwa von PAUL COLLINS aufs Trefflichste gepflegt wurde. Aber der Reihe nach.
Vorab wichtig: LITTLE TEETH sind nicht zu verwechseln mit der Freak-Folk-Truppe gleichen Namens aus San Francisco – abgesehen von der Benennung haben die involvierten Damen und Herren rein gar nichts gemeinsam. Hier ist die Rede vom Münchner Quartett, das sich im Frühling 2018 in gut deutsch-amerikanischer Freundschaft formiert hat und mit „Redefining Home“ nun sein Debüt vorlegt.
Stilmäßig liegen LITTLE TEETH wie angedeutet irgendwo zwischen dem Power Pop von PAUL COLLINS‘ THE BEAT, dem Rock von THE GASLIGHT ANTHEM und dem Spätwerk der Punk-Rocker LEATHERFACE – nach persönlichem Empfinden und ohne allgemeingültige Aussagekraft etwa im Verhältnis von 50-30-20 Prozent. Anders gesagt: Es handelt sich um soliden, stoisch-melodischen Power-Rock mit Punk-Glimmer. Ungefähr.
Musikalische Grenzen sprengen die „kleinen Zähne“ mit ihrem Album nicht, im Gegenteil: Ihre Songs bewegen sich rhythmisch, tempomäßig und strukturell ausnahmslos innerhalb eines leicht überschaubaren Bereichs. Einzig Cory Calls energisch-dynamische Stimme, die dem Ganzen einen charakteristischen Stempel aufdrückt, verhindert das Aufkommen einer gewissen Monotonie.
Thematisch mäandern die elf (allesamt eigenen!) Kompositionen zwischen Aufbruch, Ankommen, Sehn- und anderen Süchten. Auch Cory Calls Texte schwanken zwischen Alltag und Poesie, beispielsweise „I know I’ve got a problem with drinking“ („Amphetamine“) oder „Oh dark and deadly, bleak and miserable night“ („Pillow Cases“), anschaulich und ungekünstelt.
FAZIT: LITTLE TEETH legen mit „Redefining Home“ ein flottes Debüt vor. Auch wenn der Titel des Albums keinesfalls auf die Musik zutrifft – denn neu definiert wird in dieser Beziehung gar nichts – darf dem Münchner Quartett für die Zukunft einiges zugetraut werden. So klein die Zähne auch sein mögen, die Mannen haben Biss!
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Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.04.2020
Maximilian Philipp
Cory Call
Jason S. Thompson, Cory Call
Bastian Wegner
Gunner Records
37:30
27.09.2019