Tausendsassa John Mitchell ist ein unfehlbarer Garant für spritzige Musik, die sich zwar immer im weiteren Progressive Rock-Kontext bewegt, aber viele "zweite" Gesichter nebenbei hat, und LONELY ROBOT hat sich mittlerweile als beständiges Projekt bewährt, das zwischen Pop-Affinität und traditionellem Genre-Stoff mal verwundert, mal schlicht zweckmäßig unterhält und dabei oft begeistert.
Immerhin ist der Brite nach Arena, Frost* (tolle neue EP übrigens!), Kino und It Bites als Songwriter derart beschlagen, dass er ungeachtet seines ungebrochenen Hangs zu Experimenten immer die Kurve kriegt, um seine Klientel nicht zu verprellen. "Feelings Are Good" geht in diesem Sinn glatt als erfolgreicher Spagat zwischen Dienst am Fan und neuerlicher Selbstentfaltung eines Kunstschaffenden durch..
Kunstvoll komponiert und umgesetzt wurde das aktuelle Material auch zweifelsohne, wobei einmal mehr auch aufstrebende Tontechniker und Produzenten genau hinhören sollten, denn Mitchell hat mal wieder alle Register im Studio gezogen, um uns ein aufregendes Klangerlebnis zu bereiten. Ein weiteres Plus: Nach dem Abschluss der vorangegangenen Astronautentrilogie strahlt das neue Album etwas ausgesprochen Frisches aus.
Das treibende 'Into The Lo-Fi' stellt zu Beginn so etwas wie eine unterbewusste Reprise dar, weil es an die drei früheren Werke der Band anknüpft. Johns melodische Handschrift ist auch in der teils mit Streichern unterlegten Ballade 'Crystalline' unverkennbar, wohingegen 'Life Is A Sine Wave' und 'Army Of One' - die mit je ungefähr sechseinhalb Minuten längsten Stücke der Platte - einerseits Lebensfreude und andererseits Lust am kräftigen Zupacken vermitteln.
LONELY ROBOT schrammen Metal-Gefilde natürlich selten bis gar nicht, doch die aufbrausenden Passagen, die sich während dieser farbenfrohen Stunde an genau den richtigen Stellen entfalten, wirken im Kontext des immerzu filigran gestrickten Ganzen umso intensiver.
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FAZIT: LONELY ROBOTs viertes Album markiert nicht unbedingt einen Neubeginn, sondern eher Konsolidierung, doch da John Mitchell ohnehin längst einen einzigartigen Stil geschaffen hat, dürfen Freunde progressiver Musik generell guten Gewissens in "Feelings Are Good" investieren. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/0a95ece8c2874ecfabb0082bb1e3ceb6" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.07.2020
Inside Out / Sony
61:25
17.07.2020