Auf "Private Lives" bekommt man ganz schön viel "bang for the buck", wie der Amerikaner sagt. LOW CUT CONNIE stellen dieser Tage ein 17 Songs umfassendes Album zur Diskussion, das ebenso einfühlsam wie ehrgeizig ist, und geben in ihren Texten allen Verlierern respektive Einzelgängern eine Stimme, die ihr Leben jenseits des Rampenlichts ohne Ruhm und Ehre führen.
Verpackt ist das Ganze in lässigen Rock 'n' Roll, zu dessen Bewunderern seit einiger Zeit tatsächlich Persönlichkeiten wie der ehemalige US-Präsident Barack Obama, Heartland-Rock-"Boss" Bruce Springsteen oder Pop-Ikone Elton John gehören … und das nicht ohne Grund: Die Band hat wahrscheinlich noch nie so augenfällig wie mit diesem Doppelalbum (!) bewiesen, dass sie massenkompatibles Songwriting mit musikalischem Anspruch verbinden kann wie kaum eine zweite.
Apropos: Zweisamkeit oder Dualismus ist auch so etwas wie das Hauptmerkmal von "Private Lives" So wie es sich um ein auf zwei Tonträger aufgeteiltes Werk handelt, stehen sich die Songs als Studien in Hochglanz (die Klavierballade 'Run To Me Darlin') und Schmutz (der stampfende Blues 'If I Die' mit leicht übersteuerten Vocals, die Jack Whites Schaffen als Vergleichspunkt ins Gedächtnis rufen), Besorgnis ('Quiet Time', ein regelrechter Tränentreiber) und Unbekümmertheit, Verletzlichkeit ('Help Me' - funky Bass und Soul-Gesang verbinden sich mit zeitgenössischem Indie Rock) und Angriffslust (Titelsong, 'The Fuckin You Get for the Fuckin You Got' mit Gospel-Note) gegenüber.
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Dass Frontmann Adam Weiner die Stücke als autobiografische Betrachtung konzipiert hat, wird dabei im Grunde nebensächlich, weil sie im Verlauf von jeweils zwei bis unter fünf Minuten sowohl intellektuell als auch emotional ohne Ausnahme ungeheuer leicht nachzuempfinden sind.
FAZIT: Ein wirkliches Epos, begleitet von einem Narrativ über fiktive Alltags-Charaktere, in denen sich Aspekte des Wesens eines jeden von uns widerspiegeln - LOW CUT CONNIE legen mit "Private Lives" ein opulentes und doch vergleichsweise einfaches Magnum Opus vor (erstaunlicherweise aufgenommen in verschiedenen Studios), das Americana zwar nicht neu definiert, aber summarisch zusammenfasst … und zwar auf einem seinesgleichen suchenden kompositorischen Niveau. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/69e35c2e88be439bab320a072cab3161" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.10.2020
Haldern Pop / Rough Trade
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