Wer sich ein besonderes, progressives, ruhiges und größtenteils akustisches Gänsehautgefühl in Ton und Bild wünscht, der greife unbedingt zur aktuellen MAGENTA-Acapela-Vierfaltigkeit <a href="https://justforkicks.de/shop/progressive/6467/live-at-acapela-2016-2017-2cd-2dvd-limited-edition" target="_blank" rel="nofollow">„Acapela 2016 & 2017”</a>, bestehend aus zwei DVD's und zwei CD's mit den Acapela-Live-Aufnahmen der Jahre 2016 und 2017 von MAGENTA, die im besagten Acapela-Studio von Pentrych – einem Dorf am westlichen Stadtrand der Waliser Hauptstadt Cardiff – entstanden.
Dass die Aufnahmen – natürlich wie bei ROBERT REED gehabt in sehr guter Bild- und Tonqualität (Stereo) – etwas ganz Besonderes, weil auf ungewohnte, fast unprogressive (eher klassische) Weise vorgetragen, ausgefallen sind, macht diese limitierte Ausgabe noch dazu zu einem Prachtstück in jeder MAGENTA-Sammlung, selbst wenn nicht alles darauf gänzlich überzeugt.
ROBERT REED, der Kopf hinter MAGENTA und „zweite OLDFIELD“ auf seinen Solo-Alben lässt sich dazu unter seiner Homepage ausgiebig und sehr informativ über diese intimen, fast klassisch anmutenden Konzerte aus, die längst zu einer Tradition geworden sind: „Unsere jährliche Acapela-Show ist mittlerweile zu einem mit Spannung erwarteten Event unserer Fans und auch von uns selbst geworden. Der Veranstaltungsort ist eine atemberaubende umgebaute walisische Kapelle, die eine einzigartige Atmosphäre bietet und da es noch dazu einen erstaunlichen Yamaha-Flügel vor Ort gibt, wäre es ein Verbrechen, diesen nicht zu benutzen. Wir haben uns für einen abgespeckten Ansatz entschieden, um die Songs auf einzigartige Weise zu präsentieren, was die Musik als solche gänzlich in eine andere Richtung führt. Es ist sehr befreiend, kann aber auch einschüchternd sein, da es nirgendwo etwas zu verbergen gibt in einem so intimen Ort. Wir haben auch eine Cellistin (Claudine Cassidy) und eine Oboe-Spielerin (Karla Powell) dabei, welche den Songs ein ganz anderes Feeling verleihen. Noch dazu hatten wir das Glück, die Dienste einiger erstaunlicher Gäste in Anspruch nehmen zu dürfen, so dass wir neben der Musik aus jedem Magenta-Album auch die seltene Gelegenheit bekamen, zusätzliche Songs aus unseren vielen Soloprojekten aufzuführen. Dazu gehören mehrere Tracks aus Christinas zwei Soloalben und einige Tracks aus Chris Frys Instrumentalalbum 'Composed'. Endlich durfte ich außerdem Songs von meinem Kompendium-Album 'Beneath the Waves' und auch einige Tracks von meinen 'Sanctuary'-Alben performen. Ich habe viele Jahre darauf gewartet, einige dieser Songs live spielen zu können und das gemeinsam mit meinen guten Freunden Steff Rhys Williams, Pete Jones (Tiger Moth Tales and Camel), Angharad Brinn und Nigel Hopkins zu tun, war ein großer Nervenkitzel, um den Songs endlich gerecht zu werden."
Ein gänzlich unerwarteter Schwachpunkt besonders des 2016er-Konzerts liegt im Gesang, noch dazu wo CHRISTINA BOOTH mehr als auffällig mit ihrem roten Kleid im Zentrum der Musiker wie eine erhabene Chanteuse sitzt, dabei irgendwie unpassend wirkt und dann noch dazu einen wirklich für ihre Ansprüche und die Ansprüche der Band verdammt schlechten Tag erwischt. Wie sehr wünscht man sich da doch, dass der umtriebige blinde Multiinstrumentalist und Sänger PETER JONES aka TIGER MOTH TALES, der gerade erst auch die extrem bewegende Rolle <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2019/Seven-Steps-to-the-Green-Door/TheLie/" target="_blank" rel="nofollow">des Vaters bei dem Opus „The?Lie“</a>, der Fortsetzung von „The?Book“, von SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR übernahm, hier nicht nur als Gast an den Instrumenten, sondern auch beim Gesang aktiv werden dürfte.
Demgegenüber sind die drei das Konzert eröffnenden Instrumental-Titel von CHRIS FRY, bei denen er an der akustischen Gitarre gemeinsam mit der Cellistin zu absoluter Höchstform aufläuft, von einem ganz anderen Kaliber. AL DI MEOLA lässt dabei schon mal grüßen.
Für MAGENTA und Reeds „Sanctuary“-Stücke greift er dann später natürlich auch auf die elektrische Gitarre zurück.
Auch die jazzige, folkige und kammermusikalische Atmosphäre der Acapela-Musik strahlt ihren ganz eigenen Reiz von Intimität und zugleich zurückhaltender Progressivität aus. Vieles erscheint improvisiert, nicht immer wirklich perfekt, aber darum gerade sehr authentisch. Und vorm Fernseher kann man sich des angenehmen Eindrucks nicht erwehren, man säße fast mitten im Publikum und in unmittelbarer Nähe der Musiker.
Trotz gänzlich gleicher Besetzung, allerdings ohne die Gäste PETE JONES und STEFF RHYS WILLIAMS, dafür aber mit ANGHARAD BRINN und NIGEL HOPKINS, schneidet das Konzert ein Jahr später deutlich besser ab, was ausschließlich an dem diesmal viel besseren Gesang von der nun schwarzbekleideten Christina Booth liegt. Rot jedenfalls scheint ihr nicht nur äußerlich, sondern auch stimmlich nicht zu stehen. Schade, dass diesmal CHRIS FRY keinen Solo-Teil erhält. Auch die Cellistin scheint darüber traurig zu sein. Insgesamt sehr getragen ist auch dieses Konzert, selbst wenn es bis auf zwei MAGENTA-Songs keinerlei Überschneidungen gibt.
Dafür aber greift ROBERT REED, der beim 2016er-Konzert ausschließlich hinter den Tasten saß, diesmal zusätzlich zur Gitarre und beschert dem anwesenden Publikum und natürlich den DVD-Zuschauern wieder das eine oder andere Oldfield-Gefühl.
Dass es die Aufnahmen beider Konzerte in leicht gekürzter Form auch auf 2 CD's zusätzlich gibt, ist bei der sehr guten Sound-Qualität mehr als erfreulich. Und wer sich zuvor die beiden DVD's angesehen hat, bei dem entstehen garantiert die passenden Bilder dazu im Kopf. Feine Sache! Mit viel Liebe und Leidenschaft – Klassik-Prog auf dem Dorfe! Ohne das abwertend zu meinen.
FAZIT: Für alle Freunde von ROBERT REED und MAGENTA ist „Acapela 2016 & 2017” mit zwei DVD's und zwei CD's eine wahre Freude für Ohren und Augen. Zu bewundern gibt es hierbei die zur Tradition gewordenen, sehr intimen, größtenteils akustischen MAGENTA-Konzerte der Jahre 2016 und 2017 in einer umgebauten walisischen Kapelle. Beste Bild- und Ton-Qualität ohne jeglichen Schnick-Schnack sorgen für ein zusätzliches, sehr authentisches und unverfälschtes Musik-Live-Erlebnis.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.01.2020
Dan Nelson
Christina Booth, Fran Murphy, Angharad Brinn, Steff Rhys Williams
Chris Fry, Robert Reed, Peter Jones
Robert Reed, Nigel Hopkins
Jiffy Griffiths, Steve Roberts
Claudine Cassidy (Cello), Karla Powell (Oboe), Peter Jones (Flöte)
Tigermoth/Just For Kicks
DVD's – 214:32 / CD's – 152:21
29.11.2019