Falls es überhaupt jemals einen allzu kalten Winter für MAGNUM gab, erlebt die Band bekanntermaßen schon seit Jahren einen Dauerfrühling, der kein Ende zu nehmen scheint, und da dies musikalische Edelware bedeutet, freut man sich mit ihr darüber. Dass "The Serpent Rings" aber nach mehreren starken Platten sogar ein echter Karrierehöhepunkt für die Briten ist, hat man möglicherweise nicht erwartet.
Die schier alterslose Gruppe schöpft die scheinbar nie versiegende Kreativität ihres alleinigen Produzenten und Komponisten Tony Clarkin im vollen Umfang aus. Der Gitarrist - neben Frontmann Bob Catley MAGNUMs unangefochtener Strippenzieher und das zweite verbliebene Originalmitglied - hat anscheinend neuerdings Gefallen an richtig harten Riffs gefunden, denn auch wenn man bestimmt nicht von einer wie ausgewechselt klingenden Combo sprechen kann, weist ihr aktuelles Material einen überraschenden Biss auf, der sich in einer Menge satter Riffs äußert.
Diese buttern den vertrauten Keyboard-Schmelz wohlgemerkt zu keiner Zeit unter, doch genauso modern, wie das Tasteninstrument bereits im zweiten Track 'You Can't Run Faster Than Bullets' eingesetzt wird, zeigt sich der Sänger hier von einer rauen Seite, die dem Zeitgeist entspricht, ohne dass man MAGNUM Anbiederung unterstellen dürfte. Dieser schreitender Kracher von einem Song findet im Titelstück ein ebenbürtiges, bloß melancholischeres Pendant, wie es auch Savage in ihrer Spätphase nicht ergreifender hätten hinbekommen können.
Die flockigen Uptempo-AOR-Nummern 'The Archway Of Tears' und 'Not Forgiven' stehen neben der kraftvollen Ballade 'The Last One On Earth' vorbildhaft für jene Form von Symphonic Rock mit progressivem Anspruch, die das Quintett praktisch im Alleingang erfunden hat … Und jede Wette, dass der abschließende Schmeichler 'Crimson On The White Sand' bald nicht mehr aus seinem Live-Programm wegzudenken ist?
FAZIT: "The Serpent Rings" markiert nicht nur ein solides Alterswerk, sondern zeigt MAGNUM am andauernden Abend ihrer Laufbahn noch einmal im vollen Saft. Wer einfallsreichen Melodic Rock mit sowohl eskapistischen als auch realitätsnahen Texten und kunstvollen Arrangements schätzt, kommt 2020 nicht an der Band vorbei. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/5d18faafeb1d449d892b91553c565ce4" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.01.2020
Steamhammer / SPV
49:48
17.01.2020