Keine Frage. Wäre Markus Apitius bereits Mitte der 60er Jahre aktiv gewesen, würden heutige Rezensionen ein Album wie „Age Of Straw“ wohl als Referenz progressiv-psychedelischer Rockveröffentlichungen zurate ziehen. Das Album, das der in Köln beheimatete Musiker nun als seinen mittlerweile fünften Longplayer vorstellt, besticht durch Abwechslungs- sowie Ideenreichtum und bietet, angefangen von locker-flockigen Rocknummern, über Singer-Songwriter Kost, bis hin zu progressiven Mini-Rock-Opern alles, was das Herz des jenseits-des-Mainstream-verorteten Konsumenten zeitgenössischer Musik begehrt.
Das Opus startet mit „Thoughts & Prayers“ zunächst kommerziell orientiert - ohne sich einschmeichelnd anzubiedern - mit Harmonien, die an frühe JETHRO TULL Kompositionen erinnern, in der Folge aber durchaus eckig und verschnörkelt daherkommen. „The Blah Blah Brothers“ ist eine nette Rocknummer, die mit einem an T-REX erinnernden Outro punkten kann, bevor mit „Golden Boy“ eine keyboardlastige, weniger massenkompatible Nummer ansteht, die mehrere Durchläufe benötigt.
„Remember Today“ ist nach dem etwas weniger überzeugenden „Save Me“ ein echtes Highlight. SUPERTRAMP und ihr „Rudy“ haben dezent Pate gestanden, das Piano instrumentiert perfekt die dezent gehaltenen Gesangsharmonien, mit denen Apitius eine fesselnde Stimmung kreiert, die im Anschluss durch „Genes“ zwar umgehend wieder aufgebrochen wird, bevor es mit „Mad King John“ abermals etwas schwerer verdauliche Kost gibt.
„Little Princes“ mit seinen an THE KINKS erinnernden Vibes ist ein durchaus tanzbarer Rocksong, bevor mit „The Man Who Hated Rock´n´Roll“ ein weiteres Highlight ansteht, das den Variantenreichtum des Musikers deutlich macht, eine Eigenschaft, die sich mit „Empty Hat“ fortsetzt, wobei hier die Frage erlaubt sei, ob das experimentelle Element, gerade in diesem Song, nicht etwas zu überdreht geraten ist.
Zum Abschluss gibt es mit „Icarus“ einen echten Ohrwurm, der sich in den Gehirnwindungen festsetzt, während „First Light“ das Album mit einer melancholischen Note ausklingen lässt.
FAZIT: Vielleicht ist MARKUS APITIUS mit seinem fünften Album „Age Of Straw“ nicht unbedingt ein Vorreiter in Sachen Innovation, wenn es um Rockmusik und deren psychedelisch-progressive Ausprägung geht. Dennoch sei das Album all jenen ans Herz gelegt, denen die Musik der 60er und 70er Jahre etwas bedeutet und in Ermangelung neuer Veröffentlichungen der alten Garde auf der Suche nach jungen Musikern sind, die sich dem Erbe ihrer Heroen wie JETHRO TULL, SUPERTRAMP oder den KINKS verschrieben haben. Dass es so ganz nebenbei eine Vielzahl weiterer Musikstile gibt, die Apitius hier zu neuen Klangwelten formt, macht die Sache zusätzlich interessant.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.01.2020
Christian Vos
Markus Apitius
Markus Apitius
Markus Apitius
DMG Germany / brokensilence
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06.12.2019