Zurück

Reviews

Napalm Death: Throes of Joy in the Jaws of Defeatism

Stil: Grindcore / Death Metal

Cover: Napalm Death: Throes of Joy in the Jaws of Defeatism

Nicht dass NAPALM DEATH abgesehen von kurzen Phasen während der frühen bis mittleren 1990er zwischenzeitlich schlapp gemacht hätten, doch anscheinend geht es für die Urgesteine auf ihre alten Tage hin immer noch noch weiter aufwärts. 2020 gilt im Lager der Truppe aus Birmingham mehr denn je: Alles ist möglich, der eigenen garstigen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/FFDHuCeaM_Y" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>

Um scheinbar mühelos eines ihrer stärksten Alben überhaupt herauszuhauen, brauchen die Herren nicht einmal ihren langjährigen Gitarristen. Dass Mitch Harris schon seit einiger Zeit nicht nur als Komponist kürzer tritt, macht "Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism" nicht weniger tödlich. Vielmehr scheint sich Hauptsongwriter Shane Embury umso mehr Freiheiten zum Experimentieren herausgenommen zu haben, was dazu führte, dass die Band die rasende Präzision ihrer jüngeren Werke mit dem wagemutigen Geist des 1997er Spaltpilzes "Diatribes" versöhnt.

An dessen Industriekulissen erinnern speziell das Soundtrack-artige 'A Bellyful Of Salt And Spleen' mit seinem unterschwelligen Einstürzende-Neubauten-Flair und der Midtempo-Ausreißer 'Backlash Just Because', wo der federführende Bassist keinen Hehl aus seinen Vorlieben für Voivod (Gitarrenharmonien) und Young Gods (mechanischer Groove) macht.

Ruppiges Midtempo mit Haken schlagendem Groove gefällig? Gibt's zwischendurch immer wieder, und selbst ein viereinhalbminütiger Wüterich wie 'Fluxing of the Muscle' wird nicht langweilig. 'Amoral' ist dann sogar für NAPALM-DEATH-Verhältnisse eine faustdicke Überraschung, da die Band hier so dicht auf Killing Jokes Fersen wandelt wie nie. Bleiben noch das schlichtweg verheerende Titelstück mit mehrstimmigen Shouts und die verspielte Über-Geilheit 'Acting in Gouged Faith' kurz vor Schluss, fertig sind etwas über 40 Minuten jenes schlau schlimmen Krachs, vor dem Eltern ihre Kids seit ca. 1981 gewarnt haben.

'Joie De Ne Pas Vivre' hingegen steht als primitives Gepolter mit verhalltem Fabriksound exemplarisch für die perfekte Gratwanderung der Briten, während Shouter Barney Greenway den längst zur Worthülse verkommenen „Extreme Metal“ wieder waffenfähig macht – mit aufrichtiger Wut und einer poetischen Strahlkraft, die im zunehmend indifferenten, von allseitigem Narzissmus getriebenen Kulturbetrieb dieser Tage dringend notwendig ist.

FAZIT: NAPALM DEATHs 16. Studioalbum ist bis auf weiteres die Referenzgröße für jegliche Form extremer Musik, Punkt. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/03df7e6032724c249d345ad6f1c8c87f" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.09.2020

Tracklist

  1. Fuck the Factoid
  2. Backlash Just Because
  3. That Curse of Being in Thrall
  4. Contagion
  5. Joie De Ne Pas Vivre
  6. Invigorating Clutch
  7. Zero Gravitas Chamber
  8. Fluxing of the Muscle
  9. Amoral
  10. Throes of Joy in the Jaws of Defeatism
  11. Acting in Gouged Faith
  12. A Bellyful of Salt and Spleen

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Century Media / Sony

  • Spieldauer

    42:27

  • Erscheinungsdatum

    18.09.2020

© Musikreviews.de