Wenn eine Band aus Houston in ihrer Musik den Grunge der Spätachtziger mit dem Shoegaze der moderneren Zeitrechnung vereint, dann kann sie eigentlich nichts falsch machen. Zumindest treffen genau diese musikalischen Gedankenspiele auf NARROW HEAD und ihr aktuelles Album „12th House Rock“, das es auch in einer sehr anspruchsvollen Doppel-Vinyl-Variante + Textblatt zu erstehen gibt, zu.
Bereits der schwer beeindruckende Album-Opener „Yer' Song“ huldigt dem nostalgischer Alternative-Rock, der uns aus dem cobainschen NIRVANA anlächelt und mit wilden Stimmungsschwankungen von krachig bis ganz leise spielt, womit zugleich eine riesige Neugier auf den weiteren Verlauf von „12th House Rock“ geweckt wird. Auch wenn nicht alle Songs die hohe Qualität des starken Openers halten können, so werden doch alle Freunde, die sich gerne in einem musikalischen Fahrwasser von den SMASHING PUMPKINS bis zu den DEFTONES bewegen, ihre wahre Freude an NARROW HEAD haben.
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Und dass der Weg bis zu dieser 2020er-Veröffentlichung sicher kein leichter war, spiegelt sich bereits auf zwei darauf befindlichen Songs wider, die sich maßgeblich um Medikamentensucht drehen und sehr realistisch wohl auch Parallelen zu NARROW HEAD herstellen: „Emmadazey“ und „Hard To Swallow“, zu denen sich der singende und textende Gitarrist Jacob Duarte klar und deutlich äußert: „Deine Freunde wissen, dass du gerade Scheiße baust, aber sie trauen sich nicht, dir das zu sagen.“ Und so bewegen sich auch die weiteren Songs durch dunkle Seelenlandschaften, während Duarte dabei manchmal all seine Wut screamend herausschreit („Hard To Swallow“) oder mit zerbrechlicher Stimme („Wastrel“) in traurige Klanghüllen kleidet, so wie man es aus den besten Zeiten der MANIC STREET PREACHERS kannte.
Als sich NARROW HEAD im Jahr 2013 in der mexikanischen Underground-Szene gründeten und ihr erstes Album „Satisfaction“ eine offensichtliche Stones-Anspielung war, wurde ihr Sound innerhalb der lokalen Szene noch deutlich vom DIY-Ethos geprägt, den man natürlich auch heute noch heraushören kann. Nun aber hinterlassen die Gitarren, mal verzerrt, dann wieder akustisch, die prägenden Momente auf „12th House Rock“. HardRock und Punk sind ebenfalls keine Unbekannten mehr auf dieser Scheibe, die tatsächlich so etwa 12 Türen im Haus des Rock zu öffnen versucht.
Knackige Riffs treffen auf poppige Melodiebögen, vereinen sich mal oder stehen sich auch gerne unerbittlich gegenüber. Wobei besonders in den längeren Stücken diese Gegensätzlichkeiten ausgiebig ausgelebt werden und am Ende in dem Knapp-Neunminüter „Evangeline Dream“ ihren das Album abschließenden Höhepunkt finden, sodass sich am Anfang sowie Ende von „12th House Rock“ die echten Album-Höhepunkte befinden, denen aber beispielsweise auch ein kürzerer Song wie „Night Tryst“ in nichts nachsteht.
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Doch am Ende sind es nicht nur die verschiedenen Musik-Einfüsse, die sich auf „12th House Rock“ breitmachen und ihre besonderen Duftmarken hinterlassen. Es ist auch die Stadt, aus der NARROW HEAD kommen und die als lokale Aura über dem Album schwebt: „Houston ist die großartigste Stadt auf dem Planeten. Leute, die das wissen, wissen warum. In Houston musst du den Leuten einen guten Grund geben, damit sie dich mögen.“
Unter diesem Blickwinkel ist dann „12th House Rock“ textlich mit all seinem Selbsthass, der Verzweiflung, den Verlusten und Drogenexzessen sowie der Hoffnung auf eine Form von Erlösung – welche auch immer – doch ziemlich finster ausgefallen.
FAZIT: Mit „12th House Rock“ schickt uns NARROW HEAD, eine Band aus Houston, leidenschaftliche Grunge-Shoegaze-Alternative-Rock-Grüße über den großen Teich.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.11.2020
Ryan Chavez
Jacob Duarte
William Menjivar, Jacob Duarte, Carson Wilcox
Kora Puckett
Holy Roar/Run For Cover
51:27
28.08.2020