Zurück

Reviews

Nasty: Menace

Stil: Hardcore

Cover: Nasty: Menace

"Menace" entstand in Teilen während der ersten Welle der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 und wirkt vielleicht deshalb außerordentlich dringlich. Nicht dass NASTY je seichte Küche zubereitet hätten, doch ihr achtes Album nimmt eine Ausnahmestellung in ihrer Diskografie ein.

Der erdrückend schleppende Opener 'Ultimate' und das Titelstück sind mustergültige Ausbremser, die bei Konzerten Walls of Death heraufbeschwören dürften, und wie immer bei NASTY gilt: Wer sich mit den Texten des Frontmanns beschäftigen möchte, bekommt wieder eine Menge Substanz geboten, die meistens über pure, impulsiv unbedachte Aggression hinausgeht.

Überhaupt ist Matthi der Star der Platte, ob er nun growlt und keift wie ein amtlicher Death-Metal-Shouter (apropos, die Doublebass-Parts von 'You Will Know My Name' evozieren überdeutlich Bolt Thrower) oder wortreich am Hip-Hop-Rand schrammt wie im Highlight 'Be Careful', wo ihm obendrein ein halbwegs melodischer Refrain gelingt, so wie man sie beispielsweise von Hatebreeds Jamey Jasta kennt.

<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/EoGoQvFtwSM" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>

Die glasklare Produktion garantiert bei alledem hingegen, dass die maximal kompakten Kompositionen der Gruppe mit voller Durchschlagskraft in Kopf und Bauch gehen. Pfiffigerweise verstehen NASTY auch 2020 genau, wie man binnen weniger als im Schnitt drei Minuten mehrmals das Tempo verschleppt, ohne den sprichwörtlichen roten Faden zu verlieren. In dieser Hinsicht weit vorne liegen das Break-Monster '666AM' und 'Blood Crop' mit seinem unwiderstehlich groovenden Finale.

Der 48-sekündigen Thrash-Explosion 'Bulletrain' steht mit 'Addicted' das spielerisch raffinierteste Stück gegenüber, denn hier schafft Gitarrist Paddy ein Lead-Part, der nicht bloß Makulatur ist, sondern quasi eine dramatische Steigerung einläutet.

Die darauffolgenden Tracks gipfeln im finalen 'Ballad of Bullets' - viereinhalb epischen Minuten und beinahe Post Hardcore … ein Fingerzeig gen Zukunft für NASTY?

FAZIT: NASTY haben in den letzten anderthalb Jahrzehnten nie lange gefackelt, doch "Menace" vereint instinktive Unmittelbarkeit mit kompositorischem Scharfsinn und einem Augenmerk auf Abwechslung, wie es im engen Hardcore-Rahmen kaum idealer möglich ist - Hass mit Köpfchen sozusagen. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/dbfa52d8c1244cf5a3f377e2e3eb7786" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.09.2020

Tracklist

  1. Ultimate
  2. Bulletrain
  3. Menace
  4. Be Careful
  5. 666AM
  6. Tricky Plays
  7. Betrayer
  8. You Will Know My Name
  9. Inhale/Exhale
  10. Blood Crop
  11. Addicted
  12. Table Of Kings
  13. The End Of The World
  14. Ballad Of Bullets

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Century Media / Sony

  • Spieldauer

    29:12

  • Erscheinungsdatum

    25.09.2020

© Musikreviews.de