Die Behauptung, NECROPHOBIC wären ziemlich genau 30 Jahre nach ihrer Entstehung praktisch so bekannt und stark wie nie, ist keine hohle Phrase, sondern Fakt, und dass die Schweden nie zu den kommerziell erfolgreichen großen Namen aus ihrer Nachbarschaft aufgestiegen sind, war diesbezüglich vielleicht sogar ein Glücksfall. So konnten sie sich wohl unbeeinträchtigt von äußeren Faktoren entwickeln, wobei sie bis zu einem gewissen Grad "betriebsblind" geblieben sind.
Experimente gab es schließlich keine, stattdessen das eine oder andere Skandälchen und "Bäumchen, wechsle dich"-Spiel. Schlagzeuger und Gründer Joakim Sterner schwingt das Zepter weiterhin zusammen mit Mikrofon-Konstante Anders Strokirk und Lead-Klampfer Sebastian Ramstedt, der immerhin seit dem zweiten Album mit dabei ist. Zusammen mit dem Rest ihrer Truppe halten sie nach einem traditionsgemäß unheilschwangeren Intro eine Lehrstunde in Sachen Black Death Metal.
Die nach dem unrühmlichen Schicksal von Dissection neben Watain wohl einzige Combo aus dem Ursprungsland dieses Stils, die glaubwürdig böse und gefährlich wirkt, legt mit "Dawn of the Damned" allein schon deshalb ihr bestes Album seit "Hrimthursum" (2006) hin, weil es in ähnlicher Weise wie ein in sich geschlossenes Gesamtwerk klingt. Die Songs scheinen ineinander überzugehen, obwohl sie eindeutig voneinander unterscheidbar und noch dazu jeweils kleine "Hits für sich sind.
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Der atemlosen Eröffnung 'Darkness Be My Guide' folgen mit 'Mirror Black' und dem kriegerisch walzenden 'Tartarian Winds' zwei gespenstische Nummern, die einen der kalten Winter der zweiten Hälfte der 1990er ins Gedächtnis rufen. 'The Infernal Depths of Eternity' ist dann eines jener Mini-Epen, für die NECROPHOBIC bekannt wurden, wobei sich die erwähnten Nachbarn Watain vermutlich mit Weihwasser baden würden, um das wild Kreatürliche selbst wieder so stimmig mit musikalischem Anspruch zu verschmelzen.
Beim Titelstück und mit Gänsehaut-Leads aufwartenden 'As the Fire Burns' handelt es sich genauso wie bei der abschließenden Slayer-Verbeugung 'Devil's Spawn Attack' (mit Destructions Schmier als Gast-Schreihals) um relativ direkte Peitschen, wohingegen 'The Shadows' durch akutes NWOBHM-Flair überrascht; würde jemand richtig zur Musik singen, könnte man Angel Witch oder Judas Priest Mitte der 1980er dahinter vermuten.
FAZIT: Wie gesagt "Dawn of the Damned ist die beste NECROPHOBIC-Platte seit mehr als anderthalb Jahrzehnten und ein modernes Meisterwerk, was "schwarzen" Death Metal skandinavischer Herkunft angeht. Fortan liegt die Messlatte genau hier an. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/358aa6e1454c4102a40e54714c1bec91" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.10.2020
Allan Lundholm
Anders Strokirk
Sebastian Ramstedt, Johan Bergebäck
Joakim Sterner
Century Media / Sony
48:02
09.10.2020